Es war im März als meine Schwester meinte, niemand hätte Interesse mir ihr nach Hamburg zu fahren, um sich das Musical „Der König der Löwen“ anzuschauen. Na ja, mir brauchte sie das nicht zweimal sagen und so haben wir beschlossen den Feiertag im August zu nutzen und mal schnell in den hohen Norden zu fliegen. Ich mag diese Stadt am Wasser, das habe ich schon letzten Sommer festgestellt. Und auch kulinarisch hat der Norden Deutschlands einiges zu bieten. Experimentierfreudige und mutige Reisende sollten da unbedingt mal Labskaus probieren. Wenngleich dieses Gericht optisch eine richtige Herausforderung ist, so ist es geschmacklich überraschend gut. Das konnte ich schon bei meinem ersten Besuch in Hamburg feststellen, aber das ist eine andere Geschichte.
Die Reise
Am 15. August ging es also los mit dem Flieger nach Hamburg. Wir hatten Glück mit dem Wetter – das ewige diesige Wetter von Hamburg kann ich also nicht bestätigen. Vom Flughafen ging es direkt ins Hotel, ein kleines nettes Boutiquehotel nicht weit von der Außenalster entfernt, im Stadtteil St. Georg, der früher für seine Schwulenszene bekannt war. In der im Hotel aufliegenden Broschüre über den Stadtteil steht der schöne Satz zu lesen: „Menschen verlieben sich – ist doch egal, in wen“. Hier findet man noch kleine Geschäfte in kleinen Gassen, verschiedene Ateliers, Straßenkunst und Kultur an jeder Ecke aber auch die andere Seite der Stadt, die Zuwanderer, die Armut, die Säufer und „Bierdosengräber“, um noch einmal die Broschüre zu zitieren:
„Auf dem Hansaplatz soll man das Dosenbier entdeckt haben“, schrieb ein zeitgenössischer Chronist. Beim Graben nach Gold war man auf diese Metallzylinder gestoßen. Anfangs war man enttäuscht, bis man bemerkte, dass das viel besser als Gold war. Noch heut wird hier Dosenbier gefunden, und man sieht auf dem Hansaplatz oft Dosenbiergräber verschwitzt schürfen und schlürfen.“
Das Musical
Vom Hotel ging es dann direkt zu den Landungsbrücken wo schon die Fähre wartete für die Überfahrt über die Elbe zum Theater im Hafen. Dort spielt seit 15 Jahren mit ungebrochenem Erfolg das Disney Musical „Der König der Löwen„. Und ich kann das wirklich jedem empfehlen, der dieses Stück noch nicht gesehen hat. Es zahlt sich aus, auch nur deswegen den weiten Weg nach Hamburg auf sich zu nehmen. Gänsehaut habe ich, nur wenn ich daran denke, als die unvergessliche Musik anstimmte, die Sonne auf der Bühne langsam aufging und die Tiere von allen Seiten auf die Bühne einzogen. Die Elefanten, Giraffen, Geparden, Antilopen und jede Menge anderes Getier der Steppe. Die Luft bleibt einem weg, bei den gewaltigen Kostümen und Masken, alleine dafür hat sich die Reise schon gelohnt. Leider darf man keine Fotos machen, oder Gott sei Dank, sonst hätte ich wahrscheinlich nur fotografiert und vom Stück nichts mitbekommen.
Die Kulinarik
Musical macht hungrig und so sind wir dann im Block Bräu gelandet, direkt bei den Landungsbrücken. Und da musste es kulinarisch der Original Hamburger Labskaus sein. Wie schon erwähnt, optisch eine gewisse Herausforderung, denn Labskaus ist ein Gericht, dass zu Seefahrerszeiten entstanden ist, zu Zeiten, in denen Skorbut noch auf der Tagesordnung stand. Durch den monatelangen Genuss Vitamin C freier Nahrung auf See war Zahnausfall und entsprechende Schmerzen nicht unüblich. Also musste eine Speise her, die auch der zahnlose Seefahrer gut essen konnte und damit war der Labskaus geboren.
Ursprünglich bestand das Gericht wahrscheinlich aus Pökelfleisch, welches fein zerhackt und püriert wurde, und jedem Seefahrer eine entsprechende Ration davon zustand. Später wurden dann noch Erdäpfel darunter gemischt. Heute besteht Labskaus zumeist aus gekochtem Rindfleisch oder Corned Beef, Kartoffeln, Matjes, Zwiebeln und Roter Rübe, das ganze püriert und mit einem Spiegelei, etwas roter Rüber und Essiggurkerl serviert. Da für den heutigen Gaumen die Fisch-Fleisch-Kombination doch etwas gewöhnungsbedürftig ist, wird zumeist das Matjesfilet nicht mitpüriert, sondern extra gereicht. Dazu gab es für uns ein obergäriges Sommerweizenbier aus eigener Produktion, welches einen fruchtigen Bananenduft mit einer Citrusnote haben sollte. Das konnte ich nicht wirklich feststellen, denn für den österreichischen Gaumen sind die norddeutschen Biere doch etwas fahl im Geschmack. Als Alsterwasser kann man sie aber durchaus trinken – so wird dort nämlich der Radler genannt.
Nach dieser kulinarischen Herausforderung – wie gesagt nur optisch – ging es Tags darauf ins Chocoversum, um dem Geheimnis der Schokolade auf die Spur zu kommen. Nun ja, wie soll ich sagen, wir haben hier in Österreich den Zotter, da kann dann halt so schnell keiner mithalten. Aber wer den Zotter nicht kennt, der kommt auch dort voll auf seine Kosten. Unter dem Aspekt, dass die Kakaobohne vom tropischen Regenwald direkt in den Hamburger Hafen geschippert und von dort zur feinsten Schokolade veredelt wird, hat das Chocoversum dann doch auch seinen Charme. Und jeder Gast darf seine eigene Schokolade kreieren, die er dann am Ende der Führung ausgehändigt bekommt. Meine fertige Kreation hat es leider nicht mehr auf ein Foto geschafft, so gut war sie: Edel-Bitter-Schokolade mit 60 % Kakaoanteil, verfeinert mit Salz, Chili, rosa Pfeffer, Amarettini-Brösel, gerösteter Kakao und Haselnusskrokant. Du kannst Dir bestimmt vorstellen, dass das eine himmlische Mischung ist.
Natürlich brauchten wir dann etwas Pause von der anstrengenden Tour vom tropischen Regenwald bis zur fertigen Schokolade und wo geht das Erholen leichter, als bei einer Hafenrundfahrt. Ein paar Eindrücke davon lassen sich in Bildern besser zeigen als in Worten.
Mehr zufällig als geplant sind wir dann am Abend in ein richtiges Hamburger Beisl gestolpert und das kann ich wirklich weiterempfehlen. Küche bis 4:00 Uhr früh hat Frau Möller zu bieten und etwas, was man ich Deutschland wirklich mal essen muss, nämlich Bratkartoffeln. Bei Frau Möller – der Name ist übrigens der des Hundes – bekommt man bodenständige deutsche Küche und eine Auswahl frisch gezapfter Biere und das zu sehr günstigen Preisen. Auf den ersten Blick sieht es etwas heruntergekommen aus, aber das Konzept scheint aufzugehen, es war gesteckt voll und wir waren froh, noch einen Platz bekommen zu haben. Das Essen hat gehalten was es versprochen hat. Gut, einfach, bodenständig und preiswert. Genau das war es, was wir uns von unserem letzten Abend in Hamburg erwartet haben.
Am Flughafen musst ich dann mit Schrecken feststellen, dass ich es selbst bei meinem zweiten Hamburgbesuch nicht geschafft habe, das typische Hamburger Franzbrötchen zu essen, also musste das am Flughafen noch her. Alleine dafür lohnt es sich nach Hamburg zu fahren, obwohl es da sicherlich noch Steigerungsmöglichkeiten gibt. Ein Germteiggebäck, mit viel Zucker und Zimt, erinnert an unsere Zimtschnecken und doch ist es etwas ganz eigenes, denn es erfordert anscheinend viel Geschick des Bäckers, den Teig richtig zu rollen und zu schneiden um dann die typische Form zu erhalten. Ich werde das in Bälde mal ausprobieren und selbstverständlich davon berichten. Mir hat es jedenfalls den Abschied versüßt.
Warst Du schon in der Hansestadt?
Wie waren Deine (kulinarischen) Erfahrungen? Ich freue mich über Deine Kommentare.
Hamburg, liebe Susanne, ist eine ganz besondere Stadt. Sie bietet Raum für alles und jeden. Danke für deine Bilder, du hattest wirklich gutes Wetter!
LG Felicitas
Gerne, liebe Felicitas, und ja, da hast Du Recht. Ich habe Hamburg bis jetzt nur bei so einem Wetter erlebt. Ich hab aber schon gehört, dass es auch anders sein kann. LG Susanne
Da mein Sohn in Hamburg lebt, komme ich sehr oft dorthin.
Die Franzbrötchen werden genauso gerollt und geschnitten wie unsere Zimtschnecken, aber dann in der Mitte mit einem Kochlöffel niedergedrückt, wodurch die gerollten Enden nach oben gedrückt werden. Der Teig der Franzbrötchen enthält übrigens mehr Butter und Zucker. Rezepte und Anleitungen gibt es im zu Genüge im Internet 🙂
Danke Margit, ich werde das so bald wie möglich mal ausprobieren. LG Susanne
Eine schöne Beschreibung von einer Stadt mit – wie ich finde – enormen Charme. Hamburg wäre meine Wahlheimat, neben einigen anderen wunderschönen Orten auf dieser Welt. Aber leider kann man nur an einem Ort zur gleichen Zeit leben…
Liebe Hanne,
ja das ist wahr, Hamburg hat es mir auch sehr angetan, dort könnte es mich wahrlich auch hinverschlagen 🙂
LG Susanne