19. Februar 2018

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Oesophagus – oder wie heißt die unausprechliche Verbindung zwischen Mund und Magen?

By Susanne Lindenthal

Februar 19, 2018

Verdauung

Wenn man an die Verdauung denkt, dann kommt einem meist nur der Magen und der Darm in den Sinn. Zur Verdauung gehört jedoch viel mehr, weil irgendwie muss das Essen ja auch zum Magen kommen. Am einfachsten geht das über den Mund. Da beginnt sie ja, die Verdauung. Einen Überblick, was da so alles dabei passiert, habe ich Dir bereits im Artikel Der Weg des Apfelstrudels durch den Körper gezeigt. Dabei haben wir ja schon festgestellt, dass unser Körper bereits alleine bei der Vorfreude auf das Essen oder beim Geruch guten Essens anfängt, Verdauungssäfte zu produzieren. Da läuft einem schon mal das Wasser im Mund zusammen.

Ich möchte heute einen etwas tieferen Blick in Mund und Speiseröhre werfen.

Was verbirgt sich in den Untiefen unseres Mundes?

Im Mund haben wir drei große paarige Speicheldrüsen mit den kaum auszusprechenden Namen:

  • Glandula submandibularis
  • Parotis
  • Glandula sublingualis

Alle drei Drüsen, so werden wir sie jetzt nennen, werden sowohl durch den Symphatikus als auch durch den Parasymphatikus mit Reizen versorgt. Symphatikus und Parasymphatikus sind Teile des vegetativen Nervensystems und sind meist funktionelle Gegner, wenn es um die Regelung von Funktionen im Körper geht. Während der Symphatikus der Actionheld ist und für Power sorgt, ruht sich der Parasymphatikus als Couchpotatoe lieber aus und geht schlafen. Da jedoch das Verdauungssystem ein eigenes Nervensystem hat – das Hirn im Bauch – greifen die beiden Nervenstränge nur modulierend auf die Verdauung ein.

Die drei großen Speicheldrüsen haben noch eine ganze Reihe kleinerer Mundschleimhautdrüsen an ihrer Seite und alle zusammen sind ganz schön fleissig. Sie produzieren im Schnitt ca. eineinhalb bis zwei Liter Speichel pro Tag.

Weil ich neugierig war, hab ich mal gegoogelt, was ein Pferd so an Speichel pro Tag produziert. Das sind an die 40 bis 60 Liter in freier Wildbahn. Auf den Menschen übertragen würde das ein richtig Schweinerei verursachen, alleine das sabbern … Da bin ich froh, dass es bei uns Menschen doch nur so an die eineinhalb Liter sind und ich finde, das ist auch schon eine ganz beachtliche Menge.

Dieser Speichel besteht in erster Linie aus Wasser, und zwar zu 99,5 %. Die restlichen 0,5 % sind Begleitsubstanzen und das Enzym α-Amylase, welches wir für eine erste Zerlegung der Kohlenhydrate brauchen. Im Mund will es übrigens anders genannt werden, nämlich Ptyalin. Ist ein bissi zickig, das Ding.

Jetzt ist es nicht so, dass dieses Enzym einmal um ein Stück Strudel herumschwimmt und schwups, alle Kohlenhydrate sind zerlegt, nein, es ist vielmehr so, dass wir schon die mechanische Zerkleinerung brauchen und  dann kann das Ptyalin auch nur Stärke, Glykogen und Dextrine lediglich zu verzweigten Oligosacchariden abbauen. Das klingt wieder megakompliziert, ist es auch, genau genommen. Also komplexe und große Moleküle werden dabei in etwas kleinere Moleküle zerlegt, aber nicht in einzelne Zuckermoleküle, wie das zum Beispiel die Glucose ist.

Das hat zwei Gründe: ein Grund ist die kurze Verweildauer im Mund – wer kaut auch schon auf einem Stück Apfelstrudel eine halbe Stunde herum? Der zweite Grund ist, das Ptyalin hat eine sehr geringe Enzymaktivität und kann auch dann nur optimal arbeiten, wenn im Mund ein neutraler pH-Wert von 7 vorherrscht. Übersetzt heißt das soviel wie „Ich arbeite nur unter den für mich optimalen Bedingungen und das auch nur, wenn Du ganz lieb Bitte sagst.

Wie gesagt, ein bissi zickig, das gute Enzym. Also bleibt uns nichts anderes übrig als wirklich gut zu kauen und damit für eine optimale Ptyalin-Bedingung zu sorgen, damit das Enzym auch seine Arbeit tut. Denn dann erfüllt es noch eine weitere wichtige Aufgabe: es wird vermutet, dass es einen wichtigen Anteil bei der oralen Hygiene als Kariesprophylaxe spielt. Wer es also mit dem Zähneputzen nicht ganz so genau nimmt, der sollte dann zumindest auf dem Apfelstrudel länger als geplant herumkauen 😉

Neben dem Ptyalin enthält der Speichel auch Speichelmuzine oder Speichelschleimstoffe, die die Aufgabe haben für ordentliche Einschleimung der Speisen zu sorgen, damit die Nahrung leichter durch die Speiseröhre flutscht. Außerdem wird im Mund auch ein Enzym für die Fettverdauung gebildet, die sogenannte Zungengrundlipase, die vor allem bei Babys eine große Bedeutung hat. Diese wird allerdings erst durch die saure Umgebung im Magen aktiv. Das heißt, im Mund schwimmt sie einfach nur herum und flutscht mit dem Speisebrei in den Magen, wo sie dann ihre Arbeit machen kann.

Der Weg zum Magen, ein dünner Schlauch?

Die Speiseröhre ist ein Muskelschlauch, der Mund und Magen verbindet. In der Regel ist er für den Transport der Nahrung vom Mund in den Magen zuständig, manchmal allerdings auch in umgekehrter Richtung. Wenn das passiert dann ist allerdings irgendetwas nicht in Ordnung. Dazu kommen wir jedoch später. Die Speiseröhre ist mit Schleimhaut ausgekleidet und der Schleim und viele Muskeln sorgen dafür, dass die Nahrung weiter transportiert wird. Das nennt man dann auch Peristaltik – nicht nur der Darm kann das. Beim Menschen ist die Speiseröhre in etwa 25 cm lang und hat an ihrer engsten Stelle einen Durchmesser von 1,5 cm. Sie beginnt auf Höhe des Kehlkopfes und endet im oberen Teil des Magens.

Schlucken ist ein ziemlich automatisierter Prozess, oder hast du schon einmal darüber nachdenken müssen zu schlucken? Es ist einer der komplexesten Reflexe im menschlichen Körper, denn mehr als 20 Muskeln sind am Schluckprozess beteiligt. Und weil Atem- und Speiseweg so knapp bei einander liegen und sich sogar kreuzen, muss dafür gesorgt sein, dass keine Nahrung den falschen Weg nimmt. Während des Schluckens verschließt der Kehldeckel des Kehlkopfes die Luftröhre, damit das Essen sich nicht irrt und den richtigen Weg findet.

Die Brocken, die wir schlucken sollten nicht zu groß sein. Zum Glück ist die Speiseröhre leicht dehnbar, denn bei großen Stücken könnte diese Engstelle von 1,5 cm manchmal sehr knapp werden. Solltest du also zu denjenigen gehören, die gerne hinunterschlingen statt zu kauen, dann wäre es mal Zeit darüber nachzudenken, ob man sich und seiner Speiseröhre dabei etwas Gutes tut. Das was durch diesen schmalen Schlauch passt, hat ungefähr die Größe einer Haselnuss.

Drei Stellen sind davon besonders betroffen. Die engste Stelle, das ist auch zugleich die oberste Stelle im Ösophagus, der Ösophagusmund, liegt auf der Höhe des Kehlkopfs und hat den eben angesprochenen Durchmesser von 1,5 cm. Rund um den Ösophagusmund sind Muskeln, die ihn als Schließmuskel verschließen. Die mittlere Engstelle wird auch Aortenenge genannt, liegt in Höhe der Aorta, ziemlich in der Mitte der Speiseröhre. Die dritte und letzte Engstelle ist die sogenannte Zwerchfellenge. Hier ist die Speiseröhre mit dem Zwerchfell verbunden. Die untere Öffnung hat keinen eigenen Schließmuskel, und wenn grad keine Nahrung durchflutscht, ist sie verschlossen  – oder auch nicht, wenn eine Störung vorliegt.

Das was man Unterer Ösophagus-Sphinkter nennt, ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Muskeln und der Lage der Speiseröhre, die dafür sorgen, dass die Speiseröhre unten verschlossen bleibt. Erst beim Schlucken öffnet sich der Sphinkter und die Nahrung kann in den Fundus des Magens gleiten.

Soviel dazu wenn alles funktioniert. Wie jedes andere Organe im Körper kann es auch bei der Speiseröhre zu Fehlfunktionen kommen.

Sodbrennen & Co

Die häufigste und bekannteste Fehlfunktion ist wohl Sodbrennen. Als Gastroösphageale Refluxkrankheit bezeichnet man den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Kommt das öfter vor, oder gar chronisch, dann geht damit oftmals eine Ösophagitis, also eine Entzündung der Speiseröhre einher, die von dem sauren Mageninhalt herrührt und nichts anderes ist, als eine Verätzung der Wand der Speiseröhre. Das kann schon ganz schön schmerzhaft sein.

Was die Schulmedizin als Verschluss-Insuffizienz bezeichnet, also eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Ösophagus-Sphinkters, dazu sagt die Traditionelle Chinesische Medizin, dass das Qi rebelliert und in eine falsche Richtung geht. Die TCM sieht hier nicht nur ein Regulationsproblem, sondern meist auch ein Temperaturproblem und oftmals sind innere pathogene Faktoren ebenfalls am Geschehen beteiligt. Gerade bei Sodbrennen ist es wichtig, bestimmte Auslöser zu meiden. Das sind meist Alkohol, Kaffee und scharfe Gewürze, oftmals einfach sehr heiße Speisen und Getränke oder auch sehr Kaltes. Kennst Du das vielleicht, Du isst einen Riesen-Eisbecher und bekommst Sodbrennen drauf? Für unsere Ohren oft unlogisch, denn das sollte ja die ganze Geschichte eher kühlen, als „anfeuern“.

Die TCM hat hier einen komplett anderen Zugang und sucht nach der Ursache, wo denn die Beschwerden herkommen. Das kann genauso gut vom Stress kommen, dann ist meist eine Störung des Holz-Elementes die Ursache, aber auch von zu viel Hitze im Magen. Andere Ursachen für Sodbrennen können Übergewicht, späte Abendmahlzeiten, zu große Portionen und einiges mehr sein. Sowohl die TCM als auch die westliche Medizin schaut hier ganz individuell und stellt dem entsprechend eine Therapie zusammen. Wenn schulmedizinisch alles abgeklärt ist, dass es sich um nichts schlimmeres handelt – wobei das schon schlimm genug sein kann, dann kann eine individuelle Ernährungsumstellung ganz leicht Linderung verschaffen.

Wenn Du das Gefühl hast, Du solltest da mal etwas genauer hinschauen, weil Sodbrennen oder ein Brennen in der Speiseröhre deinen Alltag beeinflusst, dann hol Dir doch gratis Deinen Bauch-Test.

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Neben dem Sodbrennen können natürlich auch Motilitätsstörungen für Beschwerden sorgen. Im hohen Alter sind Schluckbeschwerden keine Seltenheit und beeinträchtigen oft massiv die Lebensqualität. Schluckbeschwerden gehören in jedem Fall vom Arzt abgeklärt, denn diese können vielseitige Ursachen haben, von Muskelstörungen angefangen bis zu seltenen Erkrankungen.

Ein völlig unterschätzter Teil unserer Verdauung, der Ösophagus, und ein sehr wichtiger noch dazu. Du wirst ja schon gemerkt haben, wenn Du mich schon länger kennst, dass ich eine Affinität zur Verdauung habe und somit bin ich freilich auch von so einem so unwichtig erscheinenden Teil wieder mal sehr begeistert.

Was fasziniert Dich an unserer Verdauung?

Ich freue mich über Deine Kommentare!

Susanne Lindenthal

ÜBER DIE AUTORIN

Mein Name ist Susanne Lindenthal und ich bin Deine Expertin in Sachen Verdauung. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen bin ich mit Leib und Seele Ernährungswissenschafterin, zum anderen bin ich der Traditionellen Chinesischen Medizin verfallen. In meinen Beratungen verbinde ich diese scheinbar konträren Welten und verhelfe Dir damit zu einem besseren Bauchgefühl.

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