"Kaum esse ich etwas Gesundes, fühle ich mich schlecht!" Kommt Dir dieser Satz bekannt vor? So etwas höre ich häufig von meinen Klient:innen beim ersten Orientierungsgespräch.
Dahinter stecken häufig Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Und da das Internet voll von Informationen über diverse Unverträglichkeiten und Allergien ist, ist die Selbstdiagnose meist auch nicht weit. Mit diesem Artikel bekommst Du einen Überblick über die Nahrungsmittelunverträglichkeiten, quasi einen Quick Start Guide, damit Du Dich in diesem Ernährungsdschungel besser zurechtfinden kannst.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeit versus Nahrungsmittelallergie
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind eine Reaktion des Körpers auf ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine Komponente eines Nahrungsmittels. Das heißt, Du reagierst auf einen bestimmten Inhaltsstoff dieses Nahrungsmittels.
Diese Reaktionen können bei jeder Person unterschiedlich ausgeprägt sein und können von leichten Magenverstimmungen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen.
Die zwei Haupttypen von Unverträglichkeitsreaktionen
Um die Reaktionen im Körper richtig zuordnen zu können, müssen wir erst einmal den Unterschied zwischen einer echten Nahrungsmittelunverträglichkeit und einer echten Nahrungsmittelallergie kennen.
Unverträglichkeitsreaktionen, die durch eine Fehlfunktion des Immunsystems ausgelöst werden, werden als allergische Reaktion bezeichnet. Im Fachjargon heißt das dann immunologisch vermittelte Nahrungsmittelallergien.
Die zweite Gruppe sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die nicht durch eine Fehlfunktion des Immunsystems ausgelöst werden. Diese Art der Nahrungsmittelunverträglichkeit wird als nicht-allergische Reaktion bezeichnet, oder im Fachjargon nichtimmunologische Nahrungsmittelunverträglichkeit.
Nahrungsmittelallergien
Bei den Nahrungsmittelallergien wird dann nochmals unterschieden in IgE-vermittelte und nicht-IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien.
IgE steht für Immunglobulin E, ein Antikörper. Wenn Du mit einem Allergen in Kontakt kommst, dann bildet unser Körper spezielle IgE-Antikörper aus, die in der Lage sind, an Mastzellen gebunden über Jahre hinweg im Körper zu bleiben. Meist ist so ein Erstkontakt symptomfrei.
Kommt dann wieder ein Allergen in Deinen Körper und bindet an das Antigen, dann veranlasst dieses die Mastzellen chemische Botenstoffen auszuschütten, die dann die typischen allergischen Reaktionen hervorrufen. Häufig wird dabei Histamin ausgeschüttet.
IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien
Zu den IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien zählen zum Beispiel Allergien gegen Kuhmilch, Hühnerei, Fisch und Erdnüsse. Auch die Sojaallergie zählt dazu. Das sind sogenannte primäre Nahrungsmittelallergien. Zu den sekundären Nahrungsmittelallergien zählen die pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien, wie zum Beispiel die Birkenpollenallergie, die Kreuzreaktionen mit Nahrungsmittel hervorrufen kann.
Bei den IgE-vermittelten Allergien reagiert unser Körper auf Eiweißbestandteile in einem bestimmten Nahrungsmittel, die an die entsprechenden IgE-Antikörper binden.
Nicht-IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien
Zu den Nicht-IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien gehören die Nahrungsmittel-sensitive atopische Dermatitis, die Zöliakie und Nahrungsmittel-induzierte Enteropathien. Ja, ich weiß, das waren jetzt ein paar mehr Fachausdrücke und ich erkläre es Dir gleich:
Eine atopische Dermatitis ist eine Hauterkrankung, die Du wahrscheinlich eher unter dem Ausdruck Neurodermitis kennst, die oftmals mit Nahrungsmittelallergien in Verbindung gebracht wird. Das ist eine chronische Hauterkrankung, die zwar in jedem Alter auftreten kann, häufig jedoch Kinder betrifft und sich manchmal bis ins Erwachsenenalter auswächst.
Die Zöliakie wird auch glutensensitive Enteropathie genannt und ist eine Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich im Dünndarm Entzündungen hervorruft, die eine Zerstörung der Darmepithelzellen nach sich zieht. Daher müssen Gluten vollständig und lebenslang gemieden werden. Gluten ist das Klebereiweiß im Getreide.
Nahrungsmittel-induzierte Enteropathien sind chronische Magen-Darmerkrankungen, die häufig Kleinkinder ab dem Einführen der ersten Beikost betrifft. Das Leitsymptom ist anhaltender Durchfall ohne Blut, der oft begleitet wird von Übelkeit und Erbrechen. Die Kinder haben häufig Wachstumsstörungen, weil über die schnelle Darmpassage zu wenig Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden. Auslöser können Kuhmilch, aber auch Soja, Reis, Eier, Geflügel, Fisch und Schalentiere sein. Meist verschwinden die Symptome, wenn die auslösenden Nahrungsmittel weggelassen werden.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Viel häufiger als Allergien kommen jedoch jene Nahrungsmittelunverträglichkeiten vor, die keine allergischen Reaktionen, also Reaktionen des Immunsystems hervorrufen. Dabei unterscheidet man auch zwei Arten:
Die sogenannten Kohlenhydratmalassimilationen – ein furchtbares Wort, ich weiß. Das sind Reaktionen Deines Körpers auf Kohlenhydratbausteine in Lebensmitteln. Und dazu zählen die Laktoseintoleranz und die Fruktosemalabsorption.
Die zweite Gruppe sind „Pseudoallergische Reaktionen“ auf natürliche Aromen und Zusatzstoffe.
Diese haben ähnliche Symptome wie bei einer Allergie, allerdings sind sie stark dosisabhängig und treten oft zeitverzögert auf. Was genau die Auslöser einer pseudoallergischen Reaktion sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Manche Menschen reagieren auf natürlich vorkommende Substanzen in Lebensmitteln, wie Salicylsäure in manchen Obst- oder Gemüsesorten oder biogene Amine wie Histamin, andere reagieren auf Zusatzstoffe wie Sulfite, Farb- oder Konservierungsstoffe. Meist sind Hautreaktionen mit Rötungen und Juckreiz die Folge.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind keine Nahrungsmittelallergien!
Und das ist ganz wichtig, das zu unterscheiden. Denn eine Nahrungsmittelallergie wird, wie gesagt durch eine Fehlfunktion des Immunsystems ausgelöst, während eine Nahrungsmittelunverträglichkeit keine Immunreaktion auslöst.
Bei einer Nahrungsmittelallergie reagiert das Immunsystem auf ein bestimmtes Protein in einem Lebensmittel, während bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit der Verdauungstrakt auf einen bestimmten Inhaltsstoff, meist auf einen Kohlenhydratbaustein reagiert.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind daher meist harmloser als Nahrungsmittelallergien, können aber dennoch zu unangenehmen oder sogar gefährlichen Symptomen führen.
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Welche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten gibt es?
Die häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind:
- Laktoseintoleranz
- Fruktosemalabsorption
- Histaminintoleranz
- Glutenunverträglichkeit
Im Folgenden geben ich Dir einen kurzen Überblick zu diesen vier häufigsten Nahrungsunverträglichkeiten. Worauf der Körper im Einzelnen reagiert und welche Symptome die häufigsten sind. Genauere Infos zu den einzelnen Unverträglichkeiten findest Du in den jeweiligen verlinkten Artikeln von mir.
Laktoseintoleranz
Laktose ist ein Zweifachzucker, der in Milch und Milchprodukten vorkommt. Die meisten Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden, können keine Milchprodukte vertragen. Die Symptome der Laktoseintoleranz sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Krämpfe.
Laktoseintoleranz ist – wie alle Unverträglichkeiten – dosisabhängig.
Wir haben ein Enzym in unserem Verdauungstrakt, die Laktase, welche den Milchzucker in seinen zwei Zuckermoleküle, die Glukose und die Galaktose, zerlegt. Kommt zu viel Milch auf einmal in den Verdauungstrakt, kommt unsere Enzymproduktion nicht mehr nach und kann daher nicht alle Laktose-Moleküle zerlegen.
Unzerlegte Laktosemoleküle können von unseren Darmzellen nicht aufgenommen werden und wandern weiter in den Dickdarm. Dort kümmert sich unser Mikrobiom um diese Moleküle und das führt in weiterer Folge zu den o.a. Symptomen.
Fruktosemalabsorption
Dies ist eine Unverträglichkeit gegenüber Fruktose, einem Zucker, der in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommt. Die Symptome können Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Krämpfe sein. Einige Menschen reagieren zusätzlich auch auf Sorbit, einen Zuckeralkohol, der ebenfalls natürlich in vielen Obstsorten vorkommt.
Bei der Fruktose, die ja schon ein Einfachzucker ist, also nicht mehr zerlegt werden muss, ist ein anderer Mechanismus für die Unverträglichkeit verantwortlich. Fruktosemalabsorption ist dennoch eine dosisabhängige Geschichte.
Es sind die Transport-Türchen in den Darmzellen, die für Fruktose ganz spezielle sind. Diese Transportproteine in der Darmwand heißen GLUT5 und ich bezeichne sie gerne als Türchen, durch die die Fruktose von unserem Körper resorbiert (=aufgenommen) wird.
Sind zu wenig Türchen vorhanden, dann wird überschüssige Fruktose nicht mehr aufgenommen und wandert in den Dickdarm weiter. Die Bakterien dort kümmern sind um die Fruktose und das führt wiederum zu den o.a. Symptomen.
Histaminintoleranz
Histamin ist ein Botenstoff, den wir selbst produzieren und der in unserem Körper wichtige Funktionen hat. Einerseits ist er wichtig für die Immunreaktion, andererseits ist er für Entzündungsreaktionen im Körper relevant.
Histamin kommt außerdem in vielen Lebensmitteln vor. Unter anderem entsteht Histamin durch einen natürlichen Abbau von Histidin, einer Aminosäure, im Lebensmittel.
Während bei Fischen ein erhöhter Histamingehalt auf einen Verderb hinweist, ist das bei anderen Lebensmitteln wie zum Beispiel bei Käse unbedenklich. Parmesan enthält sehr viel Histamin, das heißt aber nicht, dass der Käse verdorben ist.
Menschen, die an einer Histaminintoleranz leiden, können einige Lebensmittel nicht vertragen, die reich an Histamin sind, wie z.B. Käse, Schokolade, Tomaten und Wein.
Histaminintoleranz äußert sich in vielen verschiedenen Symptomen. Dazu gehören Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Juckreiz, Nesselausschlag, Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Atemnot. Da die Symptome und auch die Auslöser sehr unterschiedlich sein können, ist es oft schwer, eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren.
Glutenunverträglichkeit
Gluten ist ein Protein, das in Getreide vorkommt, das sogenannte Klebereiweiß. Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Krämpfe.
Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen enthalten größere Mengen dieses Proteins. Hafer enthält auch ein Klebereiweiß, wird allerdings meist besser vertragen.
Eine Glutenunverträglichkeit ist nicht vergleichbar mit der Autoimmunerkrankung Zöliakie. Bei einer Glutenunverträglichkeit sind lediglich Verdauungsstörungen die Folge, aber keine Entzündung im Darm und keine Zerstörung der Darmzotten und Darmepithelzellen.
Daher sollte man Gluten nicht einfach ohne Diagnose weglassen, denn dann ist eine Feststellung, ob man lediglich an einer Glutenunverträglichkeit oder doch an der wesentlich gravierenderen Autoimmunerkrankung leidet, nicht mehr möglich.
Abgesehen von der Diagnostik ist eine glutenfreie Kost ohne eindeutige Zöliakie-Diagnose nachteilig auf verschiedene Körperfunktionen. Mittlerweile weiß man, dass durch eine glutenfreie Ernährung das Risiko an Osteoporose oder Osteopenie zu erkranken deutlich erhöht ist. Außerdem steigt das Risiko, an einer Fettstoffwechselstörung zu erkranken.
Welche Symptome können bei einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit auftreten?
Symptome von Nahrungsmittelunverträglichkeiten können sehr unterschiedlich sein und reichen von geringfügigen Magen-Darm-Problemen bis hin zu schweren allergischen Reaktionen. Manche Menschen haben nur ganz selten Symptome, während andere unter regelmäßigen oder sogar dauerhaften Beschwerden leiden.
Typische Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit sind:
- Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Magenschmerzen
- Hautausschläge
- Juckreiz
- Nesselsucht
- Atemnot
- Heuschnupfen
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
Wenn Du den Verdacht hast, dass Du eine Nahrungsmittelunverträglichkeit hast, dann solltest Du in jedem Fall einmal eine:n Ernährungsberater:in aufsuchen. Denn abgeklärt gehört das in jedem Fall. Es ist wichtig die Ursache für Deine Symptome zu finden und nicht einfach Nahrungsmittel, die Du unter Verdacht hast wegzulassen. Vereinbare Dir gerne gleich ein kostenloses und unverbindlichen Orientierungsgespräch mit mir.
Lebensmitteln dauerhaft weglassen?
Ich erlebe es leider immer wieder, dass selbstdiagnostisch einfach ganze Lebensmittelgruppen weggelassen werden, aus dem Leidensdruck heraus, damit die Beschwerden besser werden.
Häufig verbessern sich die Beschwerden nur minimal, allerdings sinkt dadurch meist auch die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen. Nach einiger Zeit kommen dadurch neue Probleme dazu und vor allem verlernt der Körper mit der Zeit komplett, diese Nahrungsbestandteile zu verdauen.
Unser Körper ist eine sehr effiziente Maschine. Er behält nur das, was auch wirklich Sinn macht. Das gilt für Muskeln genauso wie für Verdauungsenzyme.
Kommt beispielsweise über Monate oder sogar Jahre keine Laktose in den Verdauungstrakt, dann verlernt der Körper das Enzym für deren Abbau (die Laktase) zu produzieren. Sie wird ja nicht mehr benötigt. Dadurch entsteht dann eine komplette Unverträglichkeit von Laktose, während vielleicht zu Beginn noch kleine Mengen des Enzyms vorhanden waren oder gar keine Unverträglichkeit bestand. Denn häufig sind es temporäre Überdosierungen, die zu Reaktionen führen.
Ein kleines Beispiel dazu
Ich habe es noch im Ohr als wäre es gestern gewesen, die Warnung meiner Mutter, als ich ein Kind war: "Iss nicht zu viele Zwetschken (oder Kirschen) auf einmal, sonst bekommst Du Durchfall. Und trinke nicht so viel Wasser dazu."
Meine Mutter wusste nicht, dass dafür die Fruktose verantwortlich war. Allerdings hatte sie natürlich völlig Recht mit der Warnung. Denn wenn zu viel Fruktose auf einmal in den Verdauungstrakt kommt, und wenn die Darmpassage dann noch mit viel Wasser beschleunigt wird, passiert genau das, was auch bei einer Fruktose-Malabsorption passiert.
Es sind zu wenig Transportproteine in der Darmwand, um die Fruktose aufnehmen zu können. Die Folge: Unser Mikrobiom kümmert sich um die übrig gebliebene Fruktose und das führt unweigerlich zu Durchfall. Das ist aber noch lange keine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Es ist einfach eine Überdosis.
Was tun bei Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit?
Wie kann ich feststellen, ob ich eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit habe?
Wenn Du vermutest eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu haben, dann wende Dich mit Deinem Verdacht an eine Ernährungsberaterin oder an einen Arzt. Mit Hilfe von Bluttests oder einen anderen Test wie zum Beispiel H2-Atemtests oder Eliminationsdiäten für kurze Zeiträume und einem Ernährungs- und Symptomtagebuch kann die Unverträglichkeit festgestellt und gemeinsam mit Dir eine entsprechende weitere Vorgehensweise erarbeitet werden.
Die Krux mit dem Histamin
Hauttests werden häufig bei Verdacht auf eine Histaminintoleranz durchgeführt. Bei diesem Test wird ein Allergen auf die Haut aufgetragen und anschließend überwacht, ob eine Reaktion auftritt. Allerdings sind gerade bei Histamin solche Tests nicht wirklich aussagekräftig. Da Histamin im gesamten Körper von uns selbst produziert wird, sagt so ein Hauttest nur etwas darüber aus, wie lange es dauert, dass Histamin in der Haut abgebaut wird. Es sagt nichts darüber aus, wie das Histamin im Verdauungstrakt abgebaut wird.
Die einzige Möglichkeit, festzustellen, ob Du auf ein bestimmtes Nahrungsmittel reagierst, ist, dieses Nahrungsmittel kurzfristig zu streichen und zu beobachten, ob sich Deine Symptome verbessern. Verbessern sich die Symptome nicht, kannst Du das Lebensmittel wieder essen. Es ist dann nicht die Ursache. Diese Tests sind allerdings auch nicht so einfach selbst durchzuführen. Oft verstecken sich Moleküle, auf die man reagiert, in Lebensmittel, in denen man sie mit Sicherheit nicht vermutet. Daher sollte man so etwas auch nicht in Eigenregie machen, sondern mit Hilfe einer Fachkraft.
Wie kann man eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit behandeln?
Wichtig ist in erster Linie, dass Du herausfindest, welche Nahrungsmittel in welcher Dosierung Du nicht verträgst. Denn, ich habe es schon erwähnt, Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind in erster Linie eine Dosis-Geschichte. Oft ist es so, dass kleine Mengen durchaus verträglich sind. Erst wenn die Mengen Deine persönliche Toleranzschwelle überschreiten, macht das Probleme in Deinem System.
Mögliche Behandlungen für Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind also keine spezielle Diät oder das generelle Weglassen jener Lebensmittel, die Du nicht verträgst. Zuerst musst Du herausfinden, wieviel Du verträgst und ab welchem Grenzwert es nicht mehr geht.
Gibt es so etwas wie Medikamente gegen Unverträglichkeiten?
Natürlich gibt es diverse Nahrungsergänzungsmittel, Enzyme, die Du nehmen kannst, damit Du fallweise, wenn Du beispielsweise auswärts isst und nicht so genau weißt, was drinnen ist im Essen, eine Erleichterung hast. Da reagiert allerdings auch jeder Mensch anders. Für einige geht das ganz gut, anderen helfen solche Produkte gar nicht.
Es gibt Diaminoxidase, das Enzym, welches Histamin abbaut als Nahrungsergänzung und auch Laktase kannst Du so einnehmen, um Milchprodukte besser zu verdauen. Das kann in einigen speziellen Situationen hilfreich sein, eine allumfassende Lösung ist es meist jedoch nicht.
Und es gibt Antihistamine, die Du bei Histaminintoleranz nehmen kannst und die Dir Dein Arzt verschreiben kann. Manchmal ist das ein guter Ersthelfer, um den Leidensdruck zu minimieren. Ob es eine Dauerlösung ist, das kannst Du wiederum nur gemeinsam mit Deinem Arzt und Deiner Ernährungsberater:in klären.
Laktose- und glutenfrei
Mittlerweile gibt es zahlreiche Produkte, die als laktosefrei oder glutenfrei seitens der Industrie ausgelobt werden. Oft nutzt die Industrie jedoch solche Auslobungen, um mehr für die Produkte verlangen zu können. Denn der Markt verlangt nach Produkten, die beispielsweise laktosefrei sind. Hartkäse ist allerdings schon durch den Produktionsprozess an sich laktosefrei.
Genauso ist Butter, die meisten Weichkäsesorten und sogar manche Mozzarella-Sorten als laktosearm einzustufen. Meist ist da so wenig Laktose drinnen, dass selbst Laktoseintolerante die Produkte gut vertragen.
Dafür enthalten viele Lebensmittel Zusatzstoffe, die bei Nahrungsmittel-unverträglichkeiten zu Problemen führen können. So kann zum Beispiel in Wursterzeugnissen Magermilchpulver enthalten sein oder in diversen Fertigprodukten Fruktosesirup.
Da heißt es dann die Packungsangaben gerade von Fertigprodukten genau zu lesen, denn oft bekommen Intolerante ihre Unverträglichkeit deshalb nicht in den Griff, weil sie versteckt so die Moleküle mitessen, die ihnen Probleme machen und die sie vermeintlich alle weglassen.
Wie kann ich einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit vorbeugen?
Einer der besten Wege, um einer Nahrungsmittelunverträglichkeit vorzubeugen, ist, sich gesund zu ernähren. Eine ausgewogene Ernährung, ein gesundes Maß an Bewegung, Erholungsphasen und Entspannung im Alltag, all das, was wir unter einem gesunden Lebensstil verstehen, fördert Dein Wohlbefinden und Deine Gesundheit.
In Bezug auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten heißt das auch, dass Du keine Lebensmittelgruppen komplett meiden solltest, denn der Körper produziert nur die Enzyme, Transportmoleküle und Botenstoffe, die er auch benötigt. Lässt Du komplette Lebensmittelgruppen weg, bedeutet das meist auch, dass gewisse Enzyme oder Transportmoleküle nicht mehr gebraucht werden. Damit verlernt der Körper, diese zu produzieren und isst Du dann wieder einmal ein Lebensmittel aus dieser Gruppe, dann reagierst Du entsprechend einer Unverträglichkeit darauf.
Der Körper hat schlichtweg verlernt, das Lebensmittel zu verdauen.
Laktoseintoleranz ist ein Normalzustand
Bei der Laktose ist das beispielsweise ein ganz natürlicher Prozess und weltweit gesehen ist eine Unverträglichkeit im Erwachsenenalter eher der Normalzustand. Denn Milch ist evolutionär bedingt ein Nahrungsmittel für Säuglinge.
Das ist auch der Grund, warum in vielen Erdteilen Erwachsene keine Milch mehr verdauen können. Laktoseintoleranz im Erwachsenenalter ist also völlig normal.
Wir hier in Europa haben allerdings eine 10.000 Jahre alte Milchtradition und haben einfach gelernt, auch im Erwachsenenalter Milch und Milchzucker verdauen zu können, weil wir über das Säuglingsalter hinaus laufend Milchprodukte konsumieren.
Ich bin der Meinung, dass wir uns diese Kunst so lange wie möglich erhalten sollten.
Mikrobiomfreundliche Ernährung hilft
Eine ballaststoffreiche Ernährung, die durch ausreichend Gemüse im Essen, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte gewährleistet ist, fördert zudem Dein Mikrobiom.
Die Mitbewohner im Darm sorgen ebenfalls dafür, dass wir gesünder leben, wenn wir es mit dem richtigen Futter versorgen. Nämlich dem Futter, das für die „guten“ Darmbakterien sorgt.
Ich vergleiche das gerne mit einem Geröllfeld auf einem Berg und einer Blumenwiese. Stellst Du Deinem Mikrobiom Futter zur Verfügung, was für ein Geröllfeld sorgt, dann werden sich dort nur jene Bakterien ansiedeln, die sich auf einem Geröllfeld wohlfühlen. Das führt auch dazu, dass Du Dich eher wie ein Geröllfeld fühlst.
Sorgst Du hingegen dafür, dass eine schöne Blumenwiese mit vielen verschiedenen Blumen und üppigen Pflanzen gedeiht, dann siedeln sich solche Bakterien an, die sich hier wohlfühlen und auch Du fühlst Dich dann eher nach einer bunten Blumenwiese.
Ein Geröllfeld steht für einseitige Kost oder für viele Fertigprodukte mit Zusatzstoffen. Die Blumenwiese steht für vielfältige und ausgewogene Ernährung, die uns rundherum gut versorgt und die Energie liefert, die wir brauchen. Damit sorgst Du dafür, dass Du gesund bist und es auch bleibst. Natürlich ist das kein alleiniger Garant dafür, keine Nahrungsmittelunverträglichkeiten auszubilden. Aber eine gesunde und ausgewogene Ernährung unterstützt Dich und Deinen Körper nachhaltig.
Mehr Artikel zum Thema Ernährung und Verdauung findest Du übrigens auf der gleichnamigen Übersichtsseite.
Schreib mir doch!
Hast Du bereits eine Unverträglichkeit oder vermutest Du eine solche zu haben? Schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar Deine Erfahrungen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten!
Zusammenfassung für Schnell-Leser 😉
Lesezeit 1 Minute
Wichtig ist in erster Linie die Unterscheidung, ob es sich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Nahrungsmittelallergie handelt. Denn eine Allergie ist immer schwerwiegender als eine Unverträglichkeit, wenngleich die Symptome für Betroffene ähnlich sein können und der Leidensdruck ebenfalls gleich hoch sein kann.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten rufen keine allergischen Reaktionen hervor und sind meist dosisabhängig.
Die häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind
- Laktoseintoleranz
- Fruktosemalabsorption
- Histaminintoleranz und
- Glutenunverträglichkeit
Ich habe vielleicht eine Unverträglichkeit, was kann ich tun?
Ob Du eine Nahrungsmittelunverträglichkeit hast, kannst Du gemeinsam mit einer Ernährungsberater:in feststellen. Meist ist es so, dass geringe Mengen der entsprechenden Lebensmittel vertragen werden und daher ist es wichtig, die eigene Toleranzschwelle zu kennen. Es ist keine Lösung einfach in Eigenregie komplette Lebensmittelgruppen wegzulassen. Das führt nur zu weiteren Problemen, im schlimmsten Fall zu gravierenden Nährstoffmängeln. Daher solltest Du Dir in jedem Fall Unterstützung holen.
Für detaillierte Informationen lies doch einfach den kompletten Artikel oder auch die weiterführenden Artikeln zu den einzelnen Unverträglichkeiten.