Die Redewendung „Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst!„, die kennt wohl jeder und die fällt einem, oder mir im speziellen, dann halt ein, wenn ich über den Pfeffer schreiben möchte. Dabei habe ich es als Kind gehasst, wenn von den Erwachsenen immer irgendwelche Sprichwörter oder Redewendungen benutzt wurden. Jetzt bin ich die erste, der immer eine passende Redewendung oder ein Sprichwort zum Thema parat hat … na ja, so ändert sich das. Kennst Du das auch?
Pfeffer, neben Salz, eines der wohl heute am meisten verwendete Gewürze in Österreichs Küchen (und sicher auch in Deutschland und der Schweiz 🙂 ), ist schon eine spannende Sache. Es gibt ja nicht nur den einen, der in jeder Pfeffermühle zu finden ist. Mancherorts sieht man ihn sogar in seiner bunten Variation.
Wovon ich hier spreche, ist der schwarze Pfeffer, den wohl jeder kennt. Die vielen Pfeffersorten, die allerdings im Fachhandel erhältlich sind, sind alleine für sich schon eine eigene Wissenschaft, denn es gibt unzählige Sorten, die nicht alle auf den Pfefferstrauch Piper nigrum zurückzuführen sind. Wer sich da auf alle Fälle gut auskennt, ist der Willi von Spiceworld, Du erinnerst Dich vielleicht an den Artikel, den ich letztes Jahr im Herbst über ihn geschrieben habe. Dort bekommt man immerhin an die 30 unterschiedliche Pfeffersorten bzw. Gewürzmischungen.
Eines muss ich aber im Vorfeld noch erwähnen, bevor ich auf DEN EINEN Pfeffer eingehe. Die oftmals als Pfeffer verwendeten rosa Pfefferbeeren sind gar nicht mit dem Pfeffer verwandt. Es handelt sich dabei um Schinusfrüchte, das sind die Früchte des Brasilianischen Pfefferbaumes [Schinus terebinthifolia] der zur Familie der Sumachgewächse gehört und so rein gar nicht mit den Pfeffergewächsen [Piperaceae] zu tun hat.
Ich möchte Dir heute etwas über einen nahen Verwandten des schwarzen Pfeffers erzählen, der mich aufgrund seines hervorstechenden „frischen“ Geschmacks immer wieder sehr fasziniert und den ich daher auch gerne in der Küche einsetze. Ich meine den Kubebenpfeffer.
Der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e.V., hat den Kubebenpfeffer im Jahr 2016 zur Heilpflanze des Jahres ausgerufen.
Botanisch gesehen
Der Kubebenpfeffer [Piper cubeba] zählt zur Familie der Pfeffergewächse [Piperaceae] und ist auch unter den Namen Stielpfeffer, Urwaldpfeffer, Javapfeffer und Schwanzpfeffer bekannt. Die Früchte der Kubeben sind die Beerenfrüchte einer Kletterpflanze, die in Java und anderen indonesischen Inseln heimisch ist. Die 6 bis 8 mm großen, gestielten, kugeligen Beeren, die sich bei der Reife orange färben, werden unreif geerntet und an der Sonne getrocknet. Dadurch bekommen sie ihre dunkelbraune bis schwarze Farbe und die typische netzrippige Oberfläche. Beeren, die bei der Ernte verletzt werden, nehmen eine gräuliche Farbe an, was als qualitätsmindernd gilt.
Kubebenpfeffer hat einen aromatischen, an Terpentin erinnernden Geruch und einen bitter-scharfen Geschmack. Der Geschmack des Pfeffers ist etwas besonderes, er verändert sich im Mund: zuerst schmecken die Beeren scharf, dann entfaltet sich eine sehr intensive bittere Note und zum Schluss bildet sich im Mund ein lang anhaltendes, frisches Eukalyptusaroma.
Inhalt und Wirkung
Die Früchte enthalten ca. 2 % Cubebin, das für den scharfen Geschmack verantwortlich ist. Anders als bei seinen Verwandten, dem schwarzen und dem Langen Pfeffer, deren Hauptwirkstoff Piperin ist. Daneben enthalten die Beeren des Kubebenpfeffers einen sehr hohen Anteil an ätherischen Ölen, nämlich 5 bis 20 %. Durch seine Inhaltsstoffe wirkt Kubebenpfeffer antibakteriell, antiviral und verdauungsfördernd. Er soll die Konzentration steigern und positive Einflüsse bei Atemwegserkrankungen, chronischer Bronchitis, Asthma und Allergien haben und bei Blasen- und Nierenentzündungen förderlich wirken.
Was sagt die TCM dazu?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Pfeffer aufgrund seines scharfen Geschmacks dem Metall-Element zugeordnet. Kubebenpfeffer könnte man ob seines bitteren Geschmacks darüber hinaus auch noch dem Feuer-Element zuordnen. Er hat einen besonderen Bezug zu den Organen Milz, Magen und Leber und wird auch in der TCM als verdauungsförderndes Mittel bei Nahrungsstagnation und Verdauungsstörungen eingesetzt. Gerade wegen dem Eukalyptusaroma würde ich ihm jetzt eine noch stärker bewegende Wirkung zuschreiben, als dem schwarzen Pfeffer.
Der scharfe Geschmack bewegt ohnedies nach außen. Daher ist Pfeffer und auch Kubebenpfeffer nicht geeignet für Kleinkinder, in der Schwangerschaft und sollte daher hier sehr sparsam bis gar nicht eingesetzt werden. Vorsicht ist auch geboten bei empfindlichem Magen, bei Sodbrennen, bei Hitzegefühlen und bei Unruhe. Wenn man schon sehr trockenen Stuhl hat, dann sind heiße und scharfe Gewürze auch nicht das Mittel der Wahl, denn diese können die Trockenheit verstärken und eine Verstopfung schlimmer machen.
Verwendung
In der europäischen Küche wird der Kubebenpfeffer so gut wie gar nicht mehr eingesetzt. Man findet ihn allerdings noch in manchen Magenbittern. Seine feinherbe Note verleiht Gewürzmischungen einen besonderen Charakter. Kubebenpfeffer wird heute hauptsächlich in nordafrikanischen und indonesischen Rezepten verwendet und ist in so manchem Ras el-Hanout zu finden.
Ras el-Hanout heißt übersetzt „Kopf des Ladens“ und ist eine Gewürzmischung, die für viele Gerichte der nordafrikanischen Küche eingesetzt wird. Jeder Gewürzladen hat sein eigenes, oft geheimes Rezept und der Name begründet sich wahrscheinlich darin, dass laut Legenden die Gewürzmischung nur vom Familienoberhaupt bzw. vom Chef des Ladens persönlich hergestellt werden konnte. Die Gewürzmischungen enthalten je nach Rezept zwischen 15 und 25 verschiedene Gewürze, die teilweise bei uns gar nicht oder nur sehr schwer erhältlich sind.
In meiner Orientalischen Gewürzmischung sind neben Kubebenpfeffer auch noch Senfkörner, Koriander, Nelken, Anis, Zimtstangen, Kardamom, Paprika, Zitronenschale und Salz und ich verwende diese Mischung für orientalische Fleisch-, Fisch- oder Gemüsepfannen.