Immer wenn ich Sauerkraut höre, fällt mir dieser Schlager von Gus Backus ein. Kennst Du den noch?
Mein Mutter hörte in der Küche immer den Regionalsender von Salzburg im Radio. Da wurde dieser Schlager schon das eine oder andere Mal gespielt. Das muss mich in meiner Kindheit so sehr geprägt haben, dass ich immer sofort diesen Ohrwurm habe, wenn ich nur an Sauerkraut denke. Ich find das dann immer sehr lustig und lache vor mich hin – keiner kennt sich dann aus.
Wenn Dir das jetzt gar nichts mehr sagt, kannst Du hier mal in den Schlager hineinschauen und dann vielleicht meine innere Lachorgie verstehen.
Was hast Du so für Assoziationen bei bestimmten Speisen? Erzähl mal!
Sauerkraut – die Vitamin-Bombe für die kalte Jahreszeit
Was ich Euch aber heute ein bisschen näher bringen möchte, sind die gesundheitlichen Wirkungen von milchsauer vergorenem Gemüse, und hier eben im Besonderen vom Sauerkraut.
Eine der ältesten Konservierungsmethoden ist das Milchsauervergären. Vergärt man auf diese Art Weißkraut [Brassica oleracea convar. capitata var. alba), oder wie das Gemüse bei unseren gleichsprachigen Nachbarn heißt, Weißkohl, dann erhält man Sauerkraut.
Nicht nur Weißkraut wird so vergoren, in Korea wurde bereits im 7. Jahrhundert Chinakohl ähnlich vergoren. Dabei entstand das sogenannte Kimchi, welches, durch verschiedene Gewürze ergänzt, die asiatische Variante unseres Sauerkrauts darstellt und auch bei uns zunehmend an Bekanntheit gewinnt.
Botanisch gesehen
Weißkraut zählt zur Familie der Kreuzblütler [Brassicaceae] zu denen neben den Kohlgewächsen einige unserer Nutzpflanzen, wie beispielsweise auch der Raps zählen. Allen gemeinsam sind die Senfölglycoside, stickstoff- und schwefelhaltige Verbindungen, die den meist etwas scharf-bitteren stechenden Geschmack und Geruch verursachen, der uns beim Kochen von Kraut und Kohl so vertraut ist. Dieser stechende Geschmack wird durch den Fermentationsprozess reduziert.
Wie macht man Sauerkraut selbst?
Heute wird Sauerkraut zumeist industriell hergestellt. Es lässt sich aber auch zuhause ganz einfach mit etwas Geduld selbst herstellen. Dabei wird das Kraut fein gehobelt und mit Salz gepresst. Das Salz entzieht dem Kraut die Flüssigkeit. Diese Salzlake muss das Kraut während der gesamten Gärzeit, die ca. 4 bis 6 Wochen dauert, bedecken. Milchsäurevergärung findet daher ohne Sauerstoff statt. Deshalb wird das Sauerkraut bei der Herstellung immer mit Gewichten beschwert, denn Luftzufuhr würde das Kraut verderben lassen. Es gibt eigene Gärtöpfe aus Ton, die eine entsprechende Rille für die überstehende Salzlake haben, in die der Deckel eintaucht und somit eine Luftzufuhr verhindert.
Am Ende der Gärzeit ist das Kraut so sauer, dass es durch den Milchsäuregehalt haltbar ist. Wer keinen Gärtopf zur Verfügung hat, kann auch einfach ein sauberes und steriles Einweckglas verwenden. Wichtig ist, wie gesagt, dass das Kraut immer mit ausreichend Salzlake bedeckt ist. Zum Kraut dazu kommen diverse Gewürze nach Geschmack: Lorbeer, Kümmel und Wacholder sind die gängigsten davon. Nimmt man allerdings das koreanische Kimchi als Ideengeber, dann können zum Beispiel Chili, Knoblauch, Ingwer oder auch Fischsauce das Kraut bereichern. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Die inneren Werte
Durch die Milchsäuregärung verändert sich die Zusammensetzung im Kraut. Sauerkraut enthält sehr viele Vitamine, vor allem der Anteil an Vitamin C ist so hoch, dass dieses früher als Proviant in der Seefahrt eingesetzt wurde, um Skorbut zu vermeiden. Neben der Milchsäure enthält Sauerkraut nennenswerte Mengen an Vitamin A und an B-Vitaminen. Mit seinen knapp 20 kcal pro 100 g ist Sauerkraut sehr energiearm und sehr nährstoffreich, was es zu einem tollen Lebensmittel zur Gewichtsreduktion macht.
Durch den hohen Gehalt an Vitaminen findet es Einsatz bei Abwehr- und Immunschwäche sowie bei Infektanfälligkeit. Auch bei Verdauungsstörungen kann das Kraut helfen. Allerdings kann Sauerkraut bei Menschen Probleme machen, die empfindlich auf hohe Histamingehalte reagieren.
Was sagt die TCM dazu?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird es aufgrund des Geschmacks zwar zum Holzelement gezählt, hat aber einen besonderen Organbezug zu Milz und Magen und stärkt das Qi daher in diesen Organsystemen besonders. Außerdem wirkt Sauerkraut förderlich auf den Dreifachen Erwärmer sowie auf den Dickdarm. Es ist thermisch neutral und wird vor allem bei Verdauungsstörungen, Darmerkrankungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Energiemangel und Erschöpfung eingesetzt.
Im gekochten Zustand enthält Sauerkraut übrigens noch mehr Vitamin C als im ungekochten, denn Ascorbinsäure kommt gebunden im rohen Sauerkraut vor und zerfällt erst beim Kochen in die aktive, für uns verwendbare Form. Zu langes Kochen zerstört es jedoch wieder.
Verwendung
Apropos Kochen: Sauerkraut wird klassisch gerne zum Bauernschmaus, zu Geselchtem oder zu Bratwürsten serviert. Fleisch- und Grammelknödel werden perfekt ergänzt und geselchte Ripperl könnten ohne Sauerkraut wohl kaum auskommen. Aus der ungarischen Küche kommt das Szegediner Gulasch und aus der Balkan-Küche kennen wir Sarma. Das sind ganze Krautköpfe, die milchsauer vergoren eingelegt wurden. Aus diesen gesäuerten Blättern werden dann Krautrouladen mit Faschiertem gefüllt. Wer das nicht kennt, das sollte man unbedingt mal versuchen, das ist eine ganz besondere Delikatesse.
Durch experimentierfreudige Köche hat Sauerkraut mittlerweile Einzug in alle möglichen Bereiche der Küche gehalten. Wir finden es als Salat angerichtet im rohen Zustand genauso, wie als Auflage auf der Pizza oder Fülle für rustikale Krautschnecken. Ich liebe meine pikante Sauerkrautsuppe, die mir schon manchen kalten Winterabend erwärmt hat.
Was sind Deine Lieblingsspeisen mit Sauerkraut?
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