Meine Pilgerwanderung nach Mariazell
Nach meiner Pilgerwanderung nach Santiago de Compostela im Jahr 2012 habe ich es heuer im Juni erstmals geschafft, nach Mariazell zu pilgern. Und ehrlich, ich bin noch nicht ganz wieder da. Obwohl die Reise nur vier Tage gedauert hat, ist für mich das Wandern, das zu Fuß Gehen, eine Entschleunigung, mit der sich nichts anderes messen kann. Am 19. Juni bin ich wieder zurück gekommen und jetzt erst, gut zwei Wochen später, komme ich so wirklich im Jetzt an.
Wie kam es zu dieser Pilgerwanderung nach Mariazell?
Ein lieber Freund erzählte mir voriges Jahr, dass er gemeinsam mit ein paar Leuten jedes Jahr nach Mariazell pilgert und zwar jedes Jahr von einem anderen Startpunkt weg. Diese Gruppe wandert also seit 2009 jedes Jahr im Juni immer ca. 100 km innerhalb von vier Tagen in den bekannten Wallfahrtsort. Voriges Jahr führte die Wanderroute durch die Ötschergräben. Dieses Jahr ging die Pilgerfahrt in Hollenstein an der Ybbs los. Und ich durfte mit.
Die Herausforderungen
Die Tour an sich
Gott sei Dank war mir nicht klar, dass es sich um eine alpine Tour handelt, denn sonst hätte ich mich wohl nicht drüber getraut. Manchmal ist es gut, wenn mir nicht ganz bewußt ist, was auf mich zukommt, denn so kann ich echt meine Grenzen ausloten und diese auch notfalls überschreiten, oder zwangsläufig. So etwas macht dann wieder ganz schnell bewußt, wozu der menschliche Körper fähig ist, und was wir alles imstande sind zu leisten, wenn es keinen Ausweg gibt.
Die Tour führte wie gesagt durch alpines Gelände und es waren täglich über 1000 Höhenmeter zu bewältigen, mit Tagesetappen von ca. 20 bis 25 Kilometern. Die täglichen Kilometer habe ich als bewältigbar betrachtet, die Höhenmeter, die waren mir, wie gesagt nicht ganz so bewußt, was das heißt.
Die Unterkünfte
Bis auf die erste Nacht, die wir in Göstling verbracht haben, waren wir in Hütten auf ca. 1.300 m Höhe untergebracht. Angekündigt war, dass wir wahrscheinlich keine Möglichkeit zum Duschen haben werden und wahrscheinlich nur kaltes Wasser zum Waschen. Außerdem gibt es in solchen Hütten meist nur ein Matratzenlager und man benötigt zumindest einen Hüttenschlafsack. Das ist so ein dünnes Seidending und mir war das in früheren Jahren immer viel zu wenig, da ich immer leicht gefroren habe. Also hab ich kurzerhand meinen normalen Schlafsack, der eh "ganz leicht" ist - er wiegt 800 Gramm - mitgenommen.
Das führt mich gleich zur nächsten Herausforderung:
Das Gepäck
Oder besser gesagt: Der Rucksack.
Dafür hat mir mein Freund im Vorfeld seine Checkliste geschickt, damit ich einen Überblick habe. Ich habe mir gedacht, ich habe ja schon ein bisschen Erfahrung in solchen Dingen. Bin ich doch vor sechs Jahren die 800 Kilometer nach Santiago de Compostela gegangen, den klassischen Jakobsweg, von Saint Jean Pied de Port bis nach Santiago. Und da hab ich es schließlich auch geschafft so einen Rucksack zu packen und auch zu tragen. Also werde ich das Wohl auch auf dieser Pilgerwanderung nach Mariazell schaffen. Sind ja bloß knapp 100 Kilometer.
Ich sage nur: 6 Jahre ist eine verdammt lange Zeit und mitnehmen kann man da nix, weder Kondition noch Erfahrung, denn ich hab da viel wieder vergessen.
Ich zeig Dir mal diese Checkliste:
- Wanderhose
- Regenschutz
- Regenjacke
- Unterwäsche (Unterhosen/normale Socken)
- Wandersocken
- Pulli/Weste
- Funktions-/T-Shirts
- Mariazell-Shirt (die Pilgergruppe hat ein T-Shirt, was alle kurz vor dem Einzug in Mariazell anziehen)
- Jogging-Hose
- ev. kurze Hose
- Schlapfen
- ev. Handschuhe
- ev. dünne Haube
- Kappe/Kopftuch
- Sonnenbrille
- Wanderstecken
- Hüttenschlafsack
- Getränke
- Obst
- Müsliriegel
- Kontaktlinsenzeug / Brille
- Zahnpasta
- Zahnbürste
- Deo
- Shampoo
- Taschentücher
- Blasenpflaster
- Sonnencreme
- Bepanthen
- Voltaren
- Allergie-Tabletten
- Powerbanks / Ladekabel
- Telefon / Ladekabel
- Geld
- Handtuch
- Long John's (= lange Unterhose, Funktionswäsche)
- Stirnlampe
- Zugticket
"Sportlich" wie ich bin, habe ich den Rucksack nicht abgewogen, frei nach dem Motto, ist ja auch nicht viel anders als damals, wird schon gehen. Du wirst noch sehen, wie es gegangen ist ...
Ich habe meinen Rucksack allerdings nach meiner Rückkehr vorm Auspacken noch auf die Waage gestellt. Das nächste Mal wird sicher reduziert, soviel ist sicher!
Die kulinarische Versorgung
Auf so einer Wanderung ist alles anders. Abgesehen davon, dass man sowieso nur das bekommt, was gerade in den Unterkünften und Hütten bzw. Gasthöfen am Weg zur Verfügung steht, war die Information im Vorfeld, dass es sein könnte, dass wir an zwei Tagen kaum etwas zu essen bekommen, untertags. Da mir schon bewußt war, dass diese Wanderung eine anstrengende Herausforderung an den Körper ist, habe ich entsprechend gepackt und meinen Rucksack eben auch mit Proviant befüllt. Denn nichts zu Essen geht gar nicht.
Was ich mitgenommen habe:
- Nüsse
- Trockenfrüchte und Datteln
- Unmengen an Müsliriegel
- Bananen
- Snack-Gurken, Paprika und Tomaten (natürlich gewaschen in kleinen Tupperbehältern), eh jeweils nur eine Hand voll ...
- Magnesium-Sticks (das sind die, die man direkt ohne Wasser nehmen kann)
- Traubenzucker
- und natürlich Wasser
Unter uns gesagt, das war viel zu viel!
Ich hab in meinem Rucksack eine Blase für's Wasser, da gehen 2 Liter hinein. Die hat mir am Jakobsweg schon sehr gute Dienste geleistet, weil man über einen Schlauch immer trinken kann, ohne den Rucksack abzunehmen. Das heißt aber auch, dass man da auch 2 Kilogramm mehr Gewicht berücksichtigen muss. Ich trinke ja grundsätzlich eher viel und beim Wandern noch viel mehr. Für den Elektrolytverlust hatte ich ja Magnesium mit, sollte ich das brauchen.
Die Toiletten
Na ja, das was oben rein geht, das muss ja auch irgendwann unten wieder raus - auch auf so einer Wanderung.
Wir hatten ja mit dem Schlimmsten gerechnet, in den Hütten, und wurden teilweise bestätigt und teilweise positiv überrascht. Doch was bedeutet das für die Psyche, zu wissen, man kann nicht immer und nicht überall oder nur im Wald oder Gebüsch? Das sind Themen, mit denen man sich einfach auch auseinanderzusetzen muss .
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Die Wanderung und ihre kulinarischen Eindrücke
Vollbepackt und voller Vorfreude startete ich um kurz nach 6:00 Uhr früh zu Fuß zum Bahnhof, um mit dem Zug nach Wien zu fahren. Dort würde ich die anderen neun Wanderkollegen am Bahnhof treffen und wir würden unsere gemeinsame Pilgerreise mit der Fahrt nach Hollenstein beginnen.
Die erste Schrecksekunde
Da hatte ich doch in der Früh gleich die erste Schrecksekunde: weil ich sie nicht am Rucksack angeschnallt hatte, hab ich meine Wanderstöcke in der Wohnung stehen gelassen. Ich war schon am halben Weg zum Bahnhof und wusste, würde ich zurückgehen, wäre der Zug weg. Also lief ich vollbepackt wieder nach Hause, weckte meinen Mitbewohner und ließ mich mit dem Auto zum Bahnhof fahren. In letzter Sekunde erreichte ich meinen Zug. Das hat schon mal gut angefangen ... Ich war schon mal fertig, ohne noch losgegangen zu sein.
Notiz an mich selbst: Alles, wirklich alles, in oder an den Rucksack schnallen und das schon am Abend vorher!
Ich bin mit der Information los, dass der erste Tag der heftigste sein würde, mit der größten Steigung. Wenn man, so wie ich, zwar gerne mal irgendwo wandern geht, aber nicht wirklich hochalpin unterwegs ist, hat man mit Höhenprofilen nicht unbedingt so viel Erfahrung. So ist es mir jedenfalls gegangen. Ich wußte nicht, was das gefühlt für mich heißt, gut 1000 Höhenmeter auf durchschnittlich 24 Kilometer pro Tag zu bewältigen. Die ersten drei Tage waren jedenfalls so. Der vierte Tag mit lediglich 300 Höhenmeter kommt einem da vor, wie ein Spaziergang.
Die gesamte Tour
Tag 1: Hollenstein an der Ybbs über Königsberg bis nach Göstling an der Ybbs
Tag 2: Göstling an der Ybbs bis zum Bauernhof Ablass, von dort einen Abstecher (ohne Rucksäcke) ins Hochmoor Leckermoos und wieder zurück und dann rauf bis zur Ybbstalerhütte
Tag 3: Ybbstalerhütter bis zum Gipfelkreuz am Dürrenstein auf 1.878 m, weiter bis zur Herrenalm, über den Saurüsselboden und Bettlertanz zur Feldwiesalm
Tag 4: Feldwiesalm über Eisener Herrgott, Zellerrain, Seewirt, Grünau, Teichmühle bis nach Mariazell
Die Wandergemeinschaft
Ich bin jedenfalls richtig dankbar, dass ich nochmal zurückgelaufen bin, in der Früh, am ersten Tag, um meine Stöcke zu holen. Denn ohne meine Wanderstöcke hätte ich das nicht bewältigen können und ohne die Mithilfe aller in der Gruppe, wir waren insgesamt zehn Leute, hätte ich die Tour auch nicht geschafft.
Am dritten Tag ist mir alles zu viel geworden und da durfte ich die liebevolle Unterstützung und den Zusammenhalt einer Wandergemeinschaft in vollen Zügen kennenlernen. Beim Abstieg von der Herrenalm hat mir die Wandergemeinschaft meinen Rucksack abgenommen und den Inhalt auf alle anderen Rucksäcke aufgeteilt. Mit dem leeren Rucksack fiel mir das Gehen über den steilen, steinigen und rutschigen Waldweg wesentlich leichter und ich konnte dann doch aus eigener Kraft bis hinunter zur Strasse kommen.
Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit - es war schon 18:00 Uhr, als wir bei der Straße ankamen - haben ein Teil von uns den letzten Anstieg zur Feldwiesalm ausgelassen und wurden vom Hüttenwirt abgeholt. Der Teil der Gruppe, der den Anstieg gemacht hat, hat dafür noch gut zwei Stunden gebraucht. Das wäre mir dann eindeutig zu viel geworden. Dafür konnte ich die Zeit nutzen und die kulinarischen Köstlichkeiten der Feldwiesalm erkunden 😉 und mich etwas regenerieren.
Die Kulinarik
Was bietet so eine Wanderung? Die Kulinarik steht da natürlich nicht an erster Stelle. Die Hütten bieten meist eine kleine Auswahl an Suppen, allen voran Frittaten und Leberknödel, manchmal auch Gulaschsuppe, aber vorwiegend gibt es kalte belegte Brote und Brettljause mit Speck, Wurst, Blunzn, Käse, Liptauer, Verhackerts, Schmalz oder ähnliches. Dazu gibt es Brot. Das Gemüse hält sich mit ein paar Essiggurkerl oder Pfefferoni stark in Grenzen.
Bei unserer ersten Mittagsrast habe ich mir eines dieser üppig belegten Brote gegönnt. Speck, Schinken, Karree, Käse, Blunzen, ein Radl Paprika und zwei Scheiberl Essiggurkerl. Es war köstlich!
Viele Hütten- und GastwirtInnen sind begnadete KuchenbäckerInnen und haben demnach auch diverse Kuchen und süße gebackene Speisen im Angebot.
Beim Ablass (einer der Wirten auf unserer Pilgerwanderung nach Mariazell) hatten wir das Vergnügen so ein krapfenähnliches Germteiggebäck zu verkosten: sogenannte Bucheckern, weil die Form an die Früchte der Buche erinnern. Ich konnte noch schnell quer übern Tisch ein Foto machen, bevor sich der Kollege drüber gemacht hat 🙂
Die Essensauswahl in Landgasthöfen ist meist umfangreicher, aber oftmals sehr schwere Kost. Das beginnt mit dem Schweinsbraten und hört mit dem Wiener Schnitzel auf. So auch in Göstling, da haben die meisten von uns zum Schnitzel oder Cordon Bleu gegriffen.
Getrunken wird natürlich vielfach Bier. Wenngleich ich auch lieber zum alkoholfreien gegriffen habe, eine kühlende und vor allem leicht abführende Wirkung hat es trotzdem. Auch der Apfelsaft gespritzt hat eine solche Wirkung, zumal bei der Rast dann oft große Mengen und diese sehr kalt getrunken werden.
Was bietet die Natur?
Auch die Natur gibt Essbares her, wir sind nicht nur diesen abgebildeten Kirschen begegnet. Im Wald fanden wir Walderdbeeren und teilweise auch schon vereinzelt Himbeeren. Wer mit offenen Augen durch die Natur spaziert, dem bietet sie einiges.
Insgesamt isst man wahrscheinlich in Summe wesentlich mehr, als gewöhnlich, denn zwischen den Mahlzeiten werden auch noch die selbst mitgebrachten Snacks verzehrt. Also die Bananen, Nüsse und Dattel oder die Müsliriegel haben zwischendurch immer für Energie gesorgt. Es ist ja auch der Energiebedarf wesentlich höher. Nichts desto trotz wirkt sich das Snacking zwischendurch auf die Verdauung aus.
Die Verdauung
Wer so eine Kost nicht gewohnt ist, darf sich nicht wundern, wenn die Verdauung dann auch anders tut als sonst. Da kann es schon sein, dass alles aus dem Ruder läuft. Zudem kommt die Tatsache, dass - wie oben erwähnt - Toiletten eher Mangelware sind.
Damit Du Dir ein Bild davon machen kannst, möchte ich Dich kurz auf die Toilette unserer ersten Mittagsrast mitnehmen. Diese wäre ja, wenn es nicht so ekelhaft gewesen wäre, ein Foto wert gewesen. Das was ein Plumpsklo, wie es im Buche steht. Nur das Herzerl in der Türe hat gefehlt.
Die Entsorgungmechanik der Exkremente zeichnete sich durch eine leichte Fehlkonstruktion aus. Gut einen halben Meter unterhalb der Klobrille war eine Art Lade angebracht, in die die Ausscheidungen fallen. Ich denke mal, das wurde deshalb so gemacht, damit das Ausräumen leichter fällt. Da die Toilette an einen Hang gebaut war, damit man an diese Lade auch gut dran kommen kann, war da unten alles offen und der natürliche Lichteinfall gab Preis, was der Vorgänger so hinterlassen hat.
Diagnostisch wäre das grundsätzlich schon in Ordnung, nur glaube ich kaum, dass dort am Berg jemand Stuhldiagnostik macht. Für den Nachfolger jedenfalls nicht gerade angenehm, nicht nur ob des Geruchs. Ich denke, Du kannst Dir jetzt ein Bild davon machen. Mein Vorgänger hatte jedenfalls einiges nicht vertragen, soviel steht fest.
Das in Summe viel zu üppige, fettreiche, zuckerhaltige und schwer verdauliche Essen in Kombination mit großen Mengen eiskalten Getränken und starker körperlicher Anstrengung kann - je nach Konstitution - zu Blähungen, weichen Stühlen, Durchfall und Bauchkrämpfen führen. Aber auch Verstopfung ist möglich, insbesondere dann, wenn man sich das Entleeren verkneift, weil halt grad kein passendes Klo in der Nähe ist.
Die Krux mit dem Magnesium und dem Traubenzucker
Wer übrigens bei körperlichen Anstrengungen Magnesium nimmt, um die Muskeln zu unterstützen, darf auch mit Verdauungsproblemen rechnen. Denn Magnesium wirkt abführend, also sollte man die Zufuhr keinesfalls übertreiben. Lieber mehr Wasser trinken, denn Krämpfe können auch aufgrund eines Flüssigkeitsmangels im Muskel entstehen und müssen nicht immer gleich ein Mangel an Magnesium sein.
Die schnelle Energie, die sofort ins Blut geht, liefert uns Traubenzucker, keine Frage, aber auch dieser kann abführend wirken, vor allem dann, wenn er in größeren Mengen genossen wird.
Das Déjà-vu mit dem Essen
Der Magen kann sich ebenfalls bemerkbar machen, wenn ihm diese außergewöhnliche Behandlung nicht gerade taugt. Oft wird zu schnell gegessen, weil vielleicht Wolken im Anmarsch sind und man möglichst noch vor einem etwaigen Regenschauer die nächste Rast oder die Unterkunft erreichen möchte. Hinunterschlingen oder Essen im Gehen dankt einem dann der Magen mit Aufstoßen, Sodbrennen, Übelkeit oder gar Erbrechen.
Einige von uns hatten ein solches Erlebnis mit der Gulaschsuppe, die wir bei unserer Rast in der Herrenalm bekamen. Das war schon sehr nett dort, denn wie auf der Alm üblich, kam die Wirtin mit dem Suppentopf raus zum Tisch, stellte einen Stapel Suppenteller ab und jeder konnte sich bedienen und nehmen so viel er wollte. Es war da schon sehr spät, ich glaube bereits 14:30 Uhr am Nachmittag, als wir unserer Mittagspause machten, demnach waren alle schon sehr hungrig und wir waren geradezu gierig auf die Suppe, die auch noch sensationell gut schmeckte. Beim Weg nach unten hörte ich von einigen, dass sie ein Déjà-vu mit der Suppe hätten, aufstoßenderweise. Mir ging es ebenso.
Abgesehen von der Kulinarik
Ganz abgesehen von der Kulinarik war diese Pilgerwanderung nach Mariazell, trotz aller körperlicher Anstrengungen und Herausforderungen, jeden Muskelschmerz und jede Verdauungsverstimmung wert. Denn was so eine Reise bei mir in jedem Fall bewirkt, ist ein Frei werden im Kopf, eine Entschleunigung, ein Runterkommen und eine Reduktion auf das Wesentliche. Das Gefühl des Stolzes begleitet mich sicher noch einige Zeit. Es ist wahnsinnig erhebend, zu wissen, eine Strecke von ca. 95 Kilometern zurückgelegt und dabei in Summe ca. 3000 Höhenmeter bewältigt zu haben. Und das ganz allein aus eigener Kraft.
Ja, ich bin an meine Grenzen gestossen und zwar gewaltig. Ich hatte Momente wo mir mehr zum Heulen zumute war, aber ich hatte auch wunderbare Momente, in denen ich aus Glück geheult habe. Das Gefühl zu einer Gemeinschaft dazu zu gehören, im Notfall mental "getragen" zu werden, das Gefühl durchhalten zu können, das Gefühl alles schaffen zu können, diese Momente möchte ich nicht missen und bin froh und dankbar, mit dabei gewesen zu sein.
Danke an dieser Stelle auch an alle "Mariazeller" die dabei waren, die die Tour penibelst genau geplant haben, die mich mental durch die echt herausfordernden Momente getragen haben, Danke für die schönen und bereichernden Gespräche und Momente und Danke für's gemeinsame Gehen nach Mariazell!
Alles Liebe,
Susanne
P.S. Weitere Artikel zum Thema Ernährung und Verdauung findest Du auf der gleichnamigen Übersichtsseite.
Schreib mir doch!
Hast Du auch schon einmal Herausforderungen auf Dich genommen, die Du im Vorfeld nicht ganz abschätzen konntest? Wie geht's Dir, wenn Du so etwas liest? Juckt es Dich da in den Füßen und möchtest Du auch gleich losstarten? Schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar Deine Erfahrungen mit solchen Herausforderungen!
Liebe Susanne,
Ich lese durchaus fasziniert von solchen Reiseberichten, aber das Mitgehen reizt mich leider gar nicht. Ich habe ein Trauma von einem Ex-Partner, für den regelmäßig 1200 Höhenmeter in vier Stunden ein Klacks waren, und der auch keine Rücksicht auf mich eher untrainierte Frau genommen hat. Das hat mir das Wandern gründlich verleidet, lieber bin ich am Boot auf dem Meer, das kann auch sehr sportlich sein. 😉 Trotzdem kann ich mir die ´Weite und Leere gut vorstellen, die du beschreibst. Bin gespannt auf deinen diesjährigen Bericht! lg, Gabi
Liebe Gabi,
es freut mich sehr, dass Dir der Reisebericht gefällt. Ja, ich kann das durchaus verstehen, wenn man so eine Erfahrung hat, dann reizt einen eine Weitwanderung nicht unbedingt. Ich komme durch’s Gehen einfach super runter und es entschleunigt total. Allerdings ist der Effekt wesentlich besser, wenn man mehrere Wochen am Stück gehen kann. Irgendwann mach ich das wieder mal und solange ich dafür keine Zeit hab, sind es halt so kleine, ein paar Tage dauernde, überschaubare Touren. Schön, dass Du etwas für Dich passendes gefunden hast. Wasser und Boote haben auch auf mich eine besondere Anziehungskraft, das kann ich sehr gut verstehen 🙂 LG Susanne