Erdäpfelgröstl, ein Klassiker der Hausmannskost
Hast Du noch Osterschinken übrig? Wenn mir Wurstreste oder Schinkenreste bleiben, schneide ich diese meist sofort in kleine Würfel und friere sie ein. So habe ich immer kleine Päckchen mit Schinken-, Wurst- oder Speckresten um diverse Gerichte aufzupeppen, wenn es mal schnell gehen muss. Zwei Klassiker der Hausmannskost brauchen nicht viel mehr als genau solche Reste:
- Erdäpfelgröstl (Kartoffelgröstl) und
- Schinkenfleckerl.
Da ich nicht immer Lust auf diese beiden Speisen habe, friere ich mir die Reste meist ein. Dann geht es dafür umso schneller, wenn ich mal Lust drauf habe. Denn diese Reste sind auch ganz schnell aufgetaut und ich brauche dann nicht mal mehr die Zeit um den Schinken kleinzuschneiden. Übrigens, Teilsames oder Gesellchtes (Kasseler) kommt ebenfalls kleingewürfelt ins Gefrierfach, denn das schmeckt in solchen Gerichten nochmal etwas aromatischer als ein gewöhnlicher Schinken.
Erdäpfelgröstl, was ist das überhaupt?
Ein Gröstl ist ein traditionelles und sehr typisch österreichisches Pfannengericht und leitet sich vom Wort "geröstet" ab. Als der Sonntagsbraten noch modern war und Fleisch nicht jeden Tag auf den Tisch kam, war das typischerweise ein Gericht, mit welchem am Montag die Reste vom Sonntag verarbeitet wurden. Bratenreste wurden kleingeschnitten und mit gekochten und in Scheiben geschnittenen Kartoffeln in der Pfanne angeröstet. Begleitet wurden diese beiden Zutaten meist von Zwiebeln, Salz, Pfeffer und frischen Kräutern aus dem Garten. Allen voran Petersilie, aber auch Majoran und manchmal wurde auch Kümmel zum Würzen verwendet. Da hatte jeder Haushalt seine individuelle Mischung.
In meiner Kindheit gab es das immer wieder mal, aber speziell nach Ostern, denn da war meist noch etwas vom Geselchten (Kasseler) übrig, welches dann entweder zu Schinkenfleckerl oder eben zu einem Erdäpfelgröstl verarbeitet wurde. Das tolle an solchen Gerichten ist ja, wenn man sie lange nicht mehr gehabt hat, dann schmecken sie richtig toll. Mir ist es so gegangen, als ich das Gröstl für meine Club-Mitglieder im Club gekocht hatte. Davor hatte ich es mir sicher einige Jahre nicht gemacht und dann hätte ich mich eingraben können, so gut hat es mir geschmeckt.
Vielleicht kennst Du dieses Gericht auch unter dem Namen Tiroler Gröstl. Das ist im Grunde das gleiche Rezept, nur dass für das Tiroler Gröstl meist Rindsbraten- oder Schweinsbratenreste verwendet werden und kein Schinken oder Speck.
Erdäpfelgröstl
Nährwerte pro Portion
Die Zutaten
- 500 g Kartoffeln festkochend (am besten am Vortag gekocht und geschält)
- 100 g Zwiebel
- 100 g Speckwürfel oder Schinken- oder Wurstreste
- 1 TL Rapsöl optional
- 1 TL Salz
- ½ TL Pfeffer
- 2 EL Petersilie gehackt oder TK
für den Salat
- 200 g frischer Blattsalat Eisberg, grüner Salat, Mischung, ...
- 4 Stk Cocktailtomaten
- 2 Prisen Salz
- 1 Prise Pfeffer
- 1 EL Olivenöl
- 1 EL Apfelessig oder Balsamicoessig
So wird's gemacht
auf klassische Art
- Kartoffeln in der Schale kochen und anschließend schälen. Am besten hast Du am Vortag schon Kartoffeln gekocht und geschält, dann lassen sie sich nämlich viel leichter und schöner in Scheiben schneiden.
- Zwiebel fein hacken und bei Bedarf Schinken- oder Wurstreste klein würfeln.
- In einer Pfanne Zwiebel und Speck (oder Schinken- oder Wurstreste) scharf anbraten. Bei Bedarf noch etwas Rapsöl zugeben. Zwiebel und Speck dürfen ruhig eine gute Farbe bekommen und sollten resch und knusprig sein.
- Dann Salz, Pfeffer und Petersilie dazugeben, noch einmal kurz durchrösten anschließend die Kartoffeln in Scheiben geschnitten dazu geben. Ich schneide sie direkt in die Pfanne rein. Du kannst sie aber auch vorher am Brett in Scheiben schneiden, wenn Du Dir da leichter tust. Die Erdäpfel gut durchrösten.
- In der Zwischenzeit den Salat waschen, Tomaten vierteln und zum Salat geben. Mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl marinieren.
- Erdäpfelgröstel gemeinsam mit dem Salat servieren.
Was es sonst noch zu sagen gibt
Varianten vom Erdäpfelgröstl
Da es sich bei diesem Gericht um eine Resteverwertung handelt, spricht nichts dagegen, damit auch gleich andere Reste zu verarbeiten. Wenn Du ein paar Champignons übrig hast, passen die hervorragend ins Gröstl. Aber auch Gemüsereste kannst Du dazu geben. Entweder Du röstest das Gemüse mit Zwiebel und Schinken an und lässt die Mischung dann etwas dünsten, bis das Gemüse durch ist, oder Du blanchierst das Gemüse, bevor Du es unter das fertige Erdäpfelgröstl mischt. Vielfach wird das Gröstl dann noch mit einem Spiegelei ergänzt.
Für eine vegane Variante eignet sich Räuchertofu, den Du mit den Zwiebelwürfel anröstest, bevor Du die Kartoffeln und die Gewürze ins Gröstl gibst. Ich habe übrigens eine echt interessante vegetarische Variante des Gröstls bei SevenCooks gefunden. Das werde ich selbst demnächst einmal ausprobieren.
Mein Tipp
Wie bereits oben erwähnt habe ich Wurst-, Schinken- oder Speckreste meistens eingefroren. Wenn Dir also Reste von Wurst, Schinken und Speck oder auch Reste von Rinds- und Schweinsbraten übrigbleiben, kannst Du die gleich klein würfelig schneiden und portionsweise einfrieren. So hast Du für solche Gerichte schnell mal was zur Hand. Die Würfel brauchst Du auch vorher nicht auftauen, sondern einfach direkt in die Pfanne geben. Das taut dann schon auf. Achte einfach darauf, dass Du sie möglichst flach im Gefriersackerl (Gefrierbeutel) einfrierst, dann ist erstens die Oberfläche beim einfrieren größer und das Gefriergut friert schneller durch und zweitens taut es auch schneller wieder auf.
Du brauchst für das Erdäpfelgröstl genau genommen kein oder nur sehr wenig zusätzliches Fett. Je nachdem was Du verwendest. Wenn Du Speckreste hast, dann reicht das Fett im Speck völlig aus, um die Zutaten anzurösten. Verwendest Du mageren Schinken, dann braucht es noch etwas Fett. Daher habe ich optional einen Teelöffel Rapsöl angegeben. Du kannst freilich auch einen Teelöffel Butterschmalz verwenden oder wenn Du einen Rinderbraten hast, eignet sich auch das Fett vom Rindfleisch zum Anrösten. Das ist halt sehr geschmacksintensiv, aber wenn Du das magst, getht das total gut. Bleibst Du bei der Fettmenge, dann hat das Erdäpfelgröstl pro Portion nur 458 Kilokalorien, inklusive Salat! Alles in allem eine sehr überschaubare Energiemenge.
Rezeptwirkung nach TCM
Kartoffeln vermehren das Qi von Milz, Magen, Niere und Blase und beruhigen die Magenschleimhaut. Außerdem wirken Kartoffeln ausgleichend bei gleichzeitiger Hitze- und Kälte, wie das beispielsweise im Wechsel vorkommen kann. In diesem Gericht nimmt allerdings der Speck bzw. Schinken einiges dieser Wirkung weg. Insgesamt ist ein Erdäpfelgröstl eher wärmend als neutral und nicht geeignet bei einer Fettverdauungsschwäche. Da greif dann lieber zum mageren Schinken.
Schreib mir doch!
Probier das Erdäpfelgröstl doch mal aus und schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar, wie Dir die Resteverwertung vom Osterschinken geschmeckt hat!
Liebe Susanne,
das Rezept klingt wirklich klasse! Super auch gerade noch für die grauen regnerischen Tage, an denen es gerne mal etwas herzhafter sein kann. Und dann ist es auch noch glutenfrei! 🙂
Viele liebe Grüße
Anna
Liebe Anna,
ja, manchmal sind es die ganz einfachen Dinge und auch Rezepte, die dann auch noch gut und gesund sind, obwohl sie etwas herzhafter klingen. Freut mich sehr, dass Du Freude mit dem Rezept hast.
LG Susanne