Eine Königin ist sie wahrlich, die Erdbeere, aber ist sie überhaupt eine Beerenfrucht?
Dieser Frage bin ich bereits im Jahr 2014 nachgegangen und daher war es jetzt mal an der Zeit, diesen Artikel für Dich zu entstauben und mit neuen Bildern aufzupeppen, die der Königin der Beerenfrüchte auch gerecht werden.
Jeder kennt sie, jeder liebt sie: die Erdbeere, die Königin der Beerenfrüchte!
Die weltweite Erdbeerproduktion, die bei rund 9 Millionen Tonnen liegt, reicht kaum aus, um den Bedarf an Produkten mit Erdbeeren oder Erdbeergeschmack zu decken. Daher ist es kaum verwunderlich, dass in vielen Fertigprodukten künstlich hergestelltes Erdbeeraroma die frische Frucht ersetzt.
Lies mal die Zutatenliste von diversen Erdbeerprodukten. Du wirst überrascht sein, wie häufig Du von Erdbeeraroma lesen wirst und wie weit hinten in der Zutatenliste die eigentlichen Erdbeeren zu finden sind. Je weiter nach hinten eine Zutat rückt, desto weniger davon findest Du in einem Produkt.
Die Lebensmittelindustrie ist da überhaupt sehr findig, wenn es darum geht, Kosten einzusparen und eine Frucht durch eine etwas günstigere zu ersetzen. Wie aus Rosinen Erdbeeren werden hat der Lebensmittelchemiker Sebastian Lege vom youtube-Kanal ZDF besseresser sehr schön demonstriert. Der Trick des Umfruchtens ist ein gängiger Prozess der Nahrungsmittelindustrie.
Liebt sie wirklich jeder?
Ich für meinen Teil mag Erdbeeren beinahe nur in ihrer reinen und unverfälschten Form, als frische Frucht, am liebsten direkt vom Feld. Da kann ich auch sicher sein, dass es sich wirklich um Erdbeeren handelt 😉
Ein Erdbeerkuchen, mit den frischen Früchten auf Biskuit und Fruchtgelee darüber, das geht noch, aber sämtliche andere verarbeitete Erdbeerprodukte, die muss ich allesamt nicht haben. Ich weiß, da bin ich eher eine Ausnahme, denn ich verweigere auch Erdbeermarmelade und Erdbeereis.
Eine einzige Ausnahme mache ich bei der Marmelade, nämlich dann, wenn sie mit Rharbarber kombiniert wird. Ich finde, damit werde Erdbeeren in gekochter Form echt aufgewertet. Die Marmelade schmeckt dann nicht mehr so picksüß und bekommt eine angenehme Säure.
Botanisch gesehen
Bereits im Studium war ich von der Botanik dieser Beerenfrucht mehr als angetan und so mancher in meinem Bekanntenkreis musste darunter leiden, wenn ich mich in meiner Begeisterung in Rage geredet hatte, was die Erdbeere denn für eine Frucht sei.
Die Erdbeere [Fragaria] wird oft als die Königin der Beerenfrüchte bezeichnet, dabei ist sie botanisch gesehen gar keine Beerenfrucht. Sie ist eine Sammelnussfrucht.
Ja, Du liest richtig.
Es sind Nüsse, die wir da essen und dabei geht es uns noch nicht mal um die kleinen Nüsschen, die empfinden viele sogar als lästig, weil sie gerne in den Zähnen hängen bleiben. Aber genau diese kleinen Pünktchen auf der Erdbeere, das sind die eigentlichen Früchte der Pflanze. Und weil es so viele sind, wird sie botanisch als Sammelnussfrucht bezeichnet.
Die Hagebutte ist übrigens auch so eine Sammelnussfrucht, nur dass hier die Nüsschen von dem fleischigen Blütenboden umschlossen werden.
Der Boden der Erdbeer-Blüte erregt unsere Aufmerksamkeit
Wir erfreuen uns allerdings "nur" an dem hochgewölbten, verdickten Blütenboden dieser Scheinfrucht. Die rote, sehr auffällige Farbe der Erdbeere dient in erster Linie dazu Tiere anzulocken, die durch den Verzehr zu einer weiteren Verbreitung der Pflanze beitragen. Die Nüsschen überleben den Verdauungstrakt (übrigens auch unseren) und können so an geeigneten Standorten zu neuen Erdbeerpflänzchen austreiben. Und sie bekommen den Dünger gleich mitgeliefert 😉
Das ist doch eine geniale Einrichtung der Natur!
Die Erdbeere zählt übrigens zu den Rosengewächsen [Rosaceae] und vermehrt sich außerdem über Ausläufer. Die Ausläufer bilden Wurzeln aus und wachsen zu eigenständigen Pflanzen heran. Somit haben Erdbeeren mehrere Ausbreitungsmechanismen. Hast Du sie einmal im Garten, wirst Du sie kaum mehr los.
Wann bekommst Du Erdbeeren?
Saison haben heimische Erdbeeren in den Monaten Mai bis Juli, wenngleich wir heutzutage ja fast alles das ganze Jahr über bekommen. Dennoch empfehle ich immer, eher die Früchte zu essen, die gerade Saison haben. Sie schmecken erstens besser und zweitens tun sie uns auch meistens dann besser, als außerhalb der Saison.
Die Vielfalt
Es gibt viele unterschiedliche Erdbeerarten, die sich in Geschmack und Aussehen unterscheiden. Die bei uns heimische Gartenerdbeere [Fragaria xananassa] ist besonders großfruchtig und fleischig und wird in Österreich auch gern als „Ananas“ bezeichnet. Die meisten heute im Handel erhältlichen Früchte sind durch die Zuchtwahl des Menschen entstanden.
Ursprünglich bei uns beheimatet ist die Walderdbeere [Fragaria vesca], der Du auch noch in ihrem natürlichen Habitat begegnen kannst. Im Volksmund trägt sie unter anderen auch die Namen Rotbeere, Waldbeere, Besingkraut, Darmkraut und Erbel. Die Früchte der Walderdbeere sind wesentlich kleiner und schmecken viel aromatischer und intensiver als die der Gartenerdbeere. Daran solltest Du keinesfalls vorbeigehen, wenn Du ihr in freier Wildbahn begegnest.
Die inneren Werte
Die Früchtchen haben es in sich
Aufgrund ihres hohen Wassergehaltes schlagen sich Erdbeeren nur bedingt auf die Figur. Mit nur 32 kcal pro 100 g Erdbeere sind sie wahre Schlankmacher mit reichlich Vitaminen und Mineralstoffen. Beachtlich ist der Folsäuregehalt mit 65 µg pro 100 g Fruchtfleisch sowie der Vitamin-C-Gehalt, der mit 62 mg pro 100 g höher ist als der von Zitrusfrüchten.
Daneben enthalten Erdbeeren Kalium, Eisen, Magnesium, Kalzium und das Spurenelement Mangan. Der hohe Anteil an Polyphenolen bewirkt im Körper starke antioxidative und entzündungshemmende Effekte. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, wie z.B. die Farbstoffe, die die Erdbeere rot erscheinen lassen.
Erdbeeren sagt man eine nieren- und harnleiterreinigende Wirkung nach und sie sollen leberstärkend und aufbauend auf die Gallenblase wirken.
Vorsicht ist trotzdem gerade bei einer Nierenschwäche geboten, denn Erdbeeren haben auch einen relativ hohen Gehalt an Oxalsäure und diese kann die Nieren belasten.
Auch bei einer Histaminunverträglichkeit ist ein bisschen Vorsicht angebracht, den Erdbeeren zählen zu den sogenannten Histamin-Liberatoren. Das sind Lebensmittel, die zwar selbst kein Histamin haben, aber in der Lage sind, Histamin aus den körpereigenen Speicherzellen freizusetzen. Damit hast Du dann unter Umständen eine Histaminbelastung, die für Dich zu viel sein könnte.
Und auch die Blätter sind nicht zu verachten
Therapeutisch werden in der Phytotherapie (Therapie mit Pflanzen) nicht nur die Früchte verwendet. Auch Blätter und Wurzeln werden therapeutisch zum Beispiel als Tee genutzt. Sie haben eine leicht adstringierende Wirkung, gelten als blutreinigend und stopfend und können daher gegen Durchfall eingesetzt werden.
Was sagt die TCM dazu?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin sagt man den Erdbeeren eine Feuchtigkeit transformierende und Yin tonisierende Wirkung zu. Zudem stärken sie das Milz-Qi, das Leber-Qi und das Nieren-Qi und wirken förderlich bei Verdauungsschwäche.
Erdbeeren gelten als Blut bewegend und werden daher bei Blutstagnation, vor allem in der Leber, therapeutisch eingesetzt.
Natürlich kannst Du Dir auch ein Video über die Königin der Beerenfrüchte ansehen
Was kann man mit Erdbeeren alles anstellen?
Wie wollen Erdbeeren gelagert werden?
Lagern kann man Erdbeeren schlecht, da sie sehr leicht Druckstellen bekommen und dann leicht faulen oder Schimmel ansetzen. Faule oder schimmelige Früchte solltest Du unbedingt entfernen. Alleine schon deshalb, damit die noch guten Früchte nicht befallen werden.
Am besten sind dunkle, kühle Lagerräume, in denen man die ungewaschenen Früchte möglichst in nur einer Lage ausbreitet. Im Gemüsefach im Kühlschrank halten frisch geerntete Früchte ca. 2 bis 3 Tage.
Erdbeeren zählen zu den nichtklimakterischen Früchten. Das heißt, sie reifen nicht nach, wenn Du sie unreif erntest. Du solltest demnach nur reife Früchte ernten bzw. auch nur solche kaufen.
Aufgrund der schlechten Lagerfähigkeit sind etliche Konservierungsmethoden entstanden, um möglichst lange von den Früchten zehren zu können. Am bekanntesten ist wohl die Erdbeermarmelade. Durch das Einkochen, Trocknen oder Einfrieren der Früchte sind sie bis zu einem Jahr lagerfähig.
Beim Einfrieren empfiehlt es sich, die Früchte flach auf einem Brett oder Tablett ins Gefrierfach zu stellen und erst, nachdem die Früchte durchgefroren sind, in ein entsprechende Gefriergefäß umzufüllen, um ein Zusammenfrieren der Früchte zu verhindern.
Erdbeeren, auch verarbeitet ein Genuss
Die Verwendung von Erdbeeren in der Küche ist mannigfaltig. Frisch schmecken sie natürlich am besten - und wie Du jetzt auch bereits weißt, ist das für mich die einzig wahre Verwendung von Erdbeeren.
Wenn man das mag eignen sie sich aber auch auch hervorragend für frische Fruchtpürees, Kompotte, Gelees und Marmeladen.
Ein Rezept, welches sogar mir schmeckt, möchte ich Dir jedoch auch nicht vorenthalten. Meine Erdbeerknöderl aus Couscousteig. So mag selbst ich Erdbeeren, wenn sie nicht mehr direkt an der Pflanze hängen 😉
Natürlich kannst Du Erdbeeren für Obstkuchen und Fruchtsalate verwenden und wie ebenfalls schon erwähnt passen die roten verführerischen Früchte besonders gut zu Rhabarber, der ja zur gleichen Zeit Saison hat. Aber auch gewagtere Kombinationen mit grünem, eingelegtem Pfeffer oder Balsamicoessig erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Erdbeeren mit Sauerrahm, das weckt vielleicht bei manchen eine Kindheitserinnerung, und das zeigt auch, dass sie sich gut mit Milchprodukten vertragen. Sie trägt also nicht umsonst den Namen „Königin unter den Beerenfrüchten“.
Schreib mir doch!
Zählen Erdbeeren auch zu Deinen liebsten Beerenfrüchten? Oder hast Du Erdbeeren vielleicht sogar im Garten? Erzähle es mir doch in einem Kommentar, wie Du Erdbeeren am liebsten genießt und sag mir doch, ob Dir die kleinen Nüsschen der Beerenfrüchte schon mal aufgefallen sind!
Zusammenfassung für Schnell-Leser 😉
Lesezeit 1 Minute
Erdbeeren sind botanisch gesehen keine Beerenfrüchte, sondern Sammelnussfrüchte und das, was wir so an dieser Frucht lieben, ist einfach ein dicker, fleischiger Blütenboden, der nur der Verbreitung der Samen, nämlich dieser kleinen Nüsschen dient.
Die Erdbeere zählt zur Familie der Rosengewächse und vermehrt sich nicht nur über ihre Samen, die kleinen Nüsschen, sondern auch mit Hilfe von Ausläufern.
Du solltest nur reife Erdbeeren ernten, denn sie reifen nicht nach und lagerfähig sind sie nur bedingt. Wenn Du sie nicht frisch verzehrst, dann eignet sich die Frucht zum Einkochen für Marmelade und Fruchtmuse, aber auch zum Einfrieren. So hast Du über die Saison hinaus etwas von der vitamin- und mineralstoffreichen Frucht.
Vitaminbombe Erdbeere
Die Erdbeere hat es nämlich in sich. Sie hat kaum Kalorien, dafür aber jede Menge Vitamin C und Folsäure und enthält außerdem Kalium, Eisen, Magnesium, Kalzium und das Spurenelement Mangan.
Obwohl sie aufgrund ihres Oxalsäuregehaltes Nierenprobleme verursachen kann, wird ihr eine nieren- und harnleiterreinigende Wirkung zugeschrieben. Und auch die Chinesen bescheinigen der Königin der Beerenfrüche eine nierenstärkende Wirkung.
Etwas Vorsicht solltest Du walten lassen, wenn Du unter einer Histaminunverträglichkeit leidest, denn Erdbeeren gelten als Histamin-Liberatoren. Genaueres dazu findest Du im ausführlichen Artikel.