2. September 2019

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Die Brombeere und ihr Sexualleben

By Susanne Lindenthal

September 2, 2019

Bluttonikum

​Wie? Sexualleben und Brombeeren?

​Ja, Du liest richtig, die Brombeere und ihr Sexualleben, ​das ist etwas, das mich in der Botanik schon sehr fasziniert. Denn natürlich ist die Brombeere ein Pflanze und wenn Du jetzt Sexualleben liest, ​könnte es sein, dass Du Dir da ​etwas völlig anderes erwartest, oder? Aber auch Pflanzen haben eine sogenannte generative Vermehrungs- bzw. Fortpflanzungmöglichkeit, ähnlich den Tieren und den Menschen, ​bei der aufgrund der Kreuzung zweier unterschiedlicher Pflanzen Samen entstehen. Diese Samen beeinhalten den Embryo, aus dem die ​neue Pflanze wächst, ein sogenannter Hybrid. In der Natur wird die Befruchtung oftmals von Bienen oder anderen Insekten und bei einigen Pflanzen auch vom Wind übernommen. Insekten ​sorgen durch das Nektarsammeln dafür, dass männliche und weibliche Zellen zueinander finden und verschmelzen können.

Die vegetative Vermehrung

Pflanzen haben ​daneben ​aber​ die tolle Mö​glichkeit, sich auch vegetativ zu vermehren. Dabei bilden sich aus Einzelteilen der Pflanze neue Pflanzen. ​Es findet keine Zellverschmelzung statt, sondern bestehende Zellen teilen sich einfach und so wächst beispielsweise aus einem "Ableger" eine neue Pflanze. Vergleicht man hier das Genmaterial, dann sind ​solche Pflanzen Klone der "Mutterpflanze". Das ist schon eine coole Sache. Viele Pflanzen machen das ganz von selbst. Du kennst das bestimmt von den Erdbeeren, die Ausläufer bilden und dann den gesamten Garten mit Erdbeeren überwuchern, wenn man sie lässt.

Brombeeren bilden auch solche Ausläufer, mit deren Hilfe sie sich vegetativ vermehren ​können. Aber die Brombeere kann noch viel mehr. Durch ihre Artenvielfalt kommt es ab und an vor, ​dass ein besonders stabiler Hybrid in der Lage ist, Samen ohne eine Befruchtung auszubilden. Normalerweise braucht es eine Befruchtung ​bzw. eine Bestäubung durch Insekten, wie schon erwähnt. Bei dieser Art der Vermehrung braucht es ebenfalls eine Bestäubung, allerdings wird nicht die Eizelle bestäubt und damit befruchtet, sondern eine andere Zelle, die der Eizelle als Nährstoffgrundlage dient. Die Eizelle selbst bleibt solo und es findet auch keine Verschmelzung statt. Die entstehende Pflanze ist dadurch völlig ident mit der Mutterpflanze, ein Klon also, genauso, als wäre die Pflanzen über einen Ausläufer entstanden. Da hat sich die Natur schon etwas ganz besonderes einfallen lassen. 

mehrere-Brombeeren

​Die Artenvielfalt der Brombeere

Brombeeren botanisch einzuordnen ist gar nicht so einfach, denn es gibt mehrere tausend Arten von Brombeeren, die alle zur Gattung Rubus gezählt werden. Brombeeren gehören zur Familie der Rosengewächse [Rosaceae], sind also neben Himbeere und Erdbeere auch mit Äpfel, Birnen und den Steinfrüchten wie z.B. Zwetschken, Marillen, Kirschen und Mandeln verwandt.

​Wie die Himbeere ist auch die Brombeere eine Sammelsteinfrucht ist. Das heißt, die Brombeere besteht aus lauter kleinen einzelnen Steinfrüchten, die zusammen eine Frucht bilden. Im Gegensatz zur Himbeere löst sich die Frucht nur schwer vom zapfenförmigen Blütenboden, weil sie fest mit diesem verankert ist. Die ​2 bis 3 cm großen, runden bis walzenförmigen Früchte reifen je nach Art im August bis in den Oktober. ​Du solltest sie allerdings erst ernten, wenn sie sich leicht vom Blütenboden lösen. Das dauert in der Regel noch eine gute Woche, nachdem sie ihre endgültige Farbe erreicht haben. 

​Die Artenvielfalt und auch die große Formenvielfalt der Brombeere lässt sich ​auch durch die ​drei unterschiedliche Fortpflanzungsmöglichkeiten - ​wir haben es oben bereits als Sexualleben bezeichnet - erklären: ​

  • die vegetative durch Ausläufer
  • die generative durch die Bildung von befruchteten Samen, aus denen neue Pflanzen entstehen und
  • die ungeschlechtliche Fortpflanzung, also die Samenbildung ohne Befruchtung (auch Apomexis genannt)

Es gibt weltweit mehrere tausend Arten ​Brombeeren. Es gibt Sträucher, die im Winter ihr Laub abwerfen, und solche, die es behalten. Blüten bildet die Brombeere erst im zweiten Jahr aus. Die Zweige müssen also einmal überwintern, bevor sie im Mai bis August Blüten ausbilden, aus denen die Früchte heranreifen.

​Wie kannst Du Brombeeren lagern?

Reife Brombeeren sind sehr empfindlich und können kaum gelagert werden. Für den Handel werden sie daher direkt in die Verkaufsschalen gepflückt, weil eine Umlagerung die Früchte verstören würde. Wenn Du einen Brombeerstrauch Dein eigen nennst, dann ernte sie frisch, so wie Du die Früchte verwendest. Ansonsten halten sie im Kühlschrank maximal eine Woche. Frische Früchte können auch einfach im Gefrierschrank tiefgekühlt werden. Achte dabei nur darauf, dass Du sie auf einer flaschen Schale einfrierst und erst dann in ein Gefriersackerl füllst.

Brombeeren Detailansicht

Die inneren Werte

Die saftigen und süß-säuerlich schmeckenden Früchte haben aber auch innere Werte, die nicht zu vernachlässigen sind. Ihre tiefblaue oder auch dunkelrote bis schwarze Farbe haben sie von sogenannten Anthocyanen. Das sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen. Anthocyane wirken antioxidativ und schützen so vor freien Radikalen. Allerdings wird nur sehr wenig davon im Körper aufgenommen, weshalb diese Wirkung im Menschen noch nicht eindeutig bestätigt ist. Weiters sollen sie entzündungshemmend, harntreibend und gefäßschützend wirken.

Neben Mineral- und Ballaststoffen enthalten Brombeeren viele B-Vitamine, Vitamin E und einen vergleichsweise hohen Anteil an Carotin. Unter den Beerenfrüchten sind Brombeeren daher die stärksten Provitamin-A-Spender.

Brombeeren haben zwar ein relativ ausgewogenes Verhältnis an Glukose und Fruktose, aber dafür einen sehr hohen Sorbit-Gehalt. Bei einer Fruktose-Malabsorption werden Brombeeren daher in der Regel gut vertragen, nicht jedoch, wenn sich zur Fruktose auch noch eine Sorbit-Unverträglichkeit gesellt. Sorbit ist ein Zuckeralkohol, der den gleichen Stoffwechselweg im Körper hat, wie die Fruktose und das kann schon mal im Übermass Probleme geben. Die genauen Mechanismen dazu im Körper findest Du in meinem Artikel "Wenn Obst im Bauch zur Qual wird - Fruktose-Malabsorption". Trotz des Zuckergehaltes schlagen sich Brombeeren mit einem Wassergehalt von gut 86 Gramm und 36 Kilokalorien pro 100 Gramm Frucht ​nicht sonderlich zu Buche und dürfen durchaus gerade im Sommer regelmässig ihren Platz im Speiseplan finden.  

Wenn Du Brombeeren verträgst, dann wird ihnen eine magenstärkende und blutbildende Wirkung zugesagt. Brombeersaft soll bei Heiserkeit helfen.

In der Pharmakologie werden vor allem die Blätter der Pflanze verwendet, die aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe eine adstringierende Wirkung haben und daher als Mittel bei Durchfall eingesetzt werden. ​

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Was sagt die TCM dazu?

In der ​Traditionellen Chinesischen Medizin zählen Brombeeren zum Element Holz, haben einen süß-sauren Geschmack und sind thermisch neutral. Sie haben einen besonderen Bezug zu den Organen Leber und Niere. ​Auch die TCM zählt die Brombeeren zu den sogenannten Bluttonika, denn sie nähren besonders das Blut und die Säfte. Als Yin-Tonikum sind Brombeeren in der Lage, bei Trockenheit sanft zu befeuchten und durch ihre adstringierende Wirkung die Feuchtigkeit auch zu halten. 

Ich finde es ja immer spannend, wenn Ost und West ​trotz so unterschiedliche Sichtweise und Herangehensweisen doch immer wieder auf das selbe Ergebnis kommen. Der Westen erklärt die adstringierende Wirkung aufgrund ​des hohen Anteils an Fruchtsäure, die Brombeeren haben. Ost meint dazu, dass ​dies dem Leber- und Holzbezug und dem sauren Geschmack zuzuschreiben ist. Wie auch immer, das Ergebnis ist das selbe. Brombeeren ​können daher therapeutisch in der TCM bei Durchfall, Blasenschwäche, Inkontinenz, aber auch bei Menstruationsproblemen eingesetzt werden. 

Die kulinarische Seite

​Wer Brombeeren mag, für den ist es meist ein Genuss, sie direkt von der Pflanze frisch zu naschen. In der Küche finden ​die frischen Früchte als Kuchenbelag, Marmelade, Gelee, für Eis, im Joghurt oder mit einer Topfencreme Verwendung. Auch zur Sirupherstellung eignen sich die Früchte. ​Es werden aber auch ​Liköre, Süßmost, Dessertweine oder Obstgeist aus Brombeeren hergestellt. ​

Ich mache aus Brombeeren sehr gerne ein Dessert, nämlich den ​Grießpudding auf Brombeertraum​ und ich liebe Brombeermarmelade. ​​

Grießpudding auf Brombeertraum

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​Was ist Deine Lieblingsspeise mit Brombeeren? ​Schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar, ​was Du mit Brombeeren alles machst!

Susanne Lindenthal

ÜBER DIE AUTORIN

Mein Name ist Susanne Lindenthal und ich bin Deine Expertin in Sachen Verdauung. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen bin ich mit Leib und Seele Ernährungswissenschafterin, zum anderen bin ich der Traditionellen Chinesischen Medizin verfallen. In meinen Beratungen verbinde ich diese scheinbar konträren Welten und verhelfe Dir damit zu einem besseren Bauchgefühl.

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