Melanzani, ein Nachtschatten
Heute geht es wieder mal um ein Nachtschattengewächs, nämlich um die Melanzani [Solanum melongena]. Solanum (so der lateinische Name für Nachtschatten) ist eine Gattung der Familie der Nachtschattengewächse [Solanaceae], die ca. 1400 Arten enthält. Viele davon sind subtropische Pflanen. Dazu zählen neben der Melanzani unter anderem Kartoffeln, Tomaten und auch Paprika. Alle diese Pflanzen waren bei uns nicht wirklich heimisch, wenngleich es eine sehr bekannte heimische Pflanze gibt, die zur selben Familie gezählt wird: die Tollkirsche [Atropa belladonna]. Die sollte man nicht essen, denn die Früchte sind giftig.
Das haben sie nämlich gemeinsam, die Nachtschattengewächse. Sie sind zumeist giftig oder haben Pflanzenteile, die giftige Alkaloide enthalten, aber dazu später.
Warum heißen die Nachtschattengewächse nach dem Schatten der Nacht?
Woher der Name Nachtschatten kommt, ist nicht wirklich belegt, leider. Aber es gibt verschiedene Theorien dazu.
Namensgebend könnten die dunklen Beeren des Schwarzen Nachtschattens sein, eine Pflanze die fast überall auf der Welt vorkommt und sowohl als Giftpflanze, als auch fallweise als Nahrungspflanze eingeteilt wurde. Denn wie giftig die Früchte sind, hängt vom Standort und der Bodenbeschaffenheit ab. Versuchen sollte man den Schwarzen Nachtschatten keinesfalls, denn die Vergiftungsgefahr ist jedenfalls gegeben.
Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Name aufgrund der medizinischen Wirkung der Pflanzen entstand, wenn sie in geringer Dosierung verwendet wurden. Denn hochdosiert konnte so etwas wirklich mit endgültig eintretendem Schatten der Nacht, also mit dem Tod, enden.
Nachtschattengewächse wurden als Heilmittel bei Schlafwandeln eingesetzt und um nächtliche Albträume zu vertreiben. Im Mittelalter wurde dem alten Volksglauben nach mit diesen Gewächsen Hexen und Dämonen, also Geschöpfe der Nacht, verbannt. Es geht hier also nicht um die Nacht und die Dunkelheit, sondern um die Besessenheit, die geistige Umnachtung, sozusagen. Da bin ich heilfroh, nicht im Mittelalter zu leben, denn da war man ja schnell mal "geistig umnachtet" wenn man nicht der Norm entsprach.
Was hat die Eierfrucht mit Eiern zu tun?
Wenn Du die Frucht jetzt nicht unter dem Namen "Melanzani" kennst, bist Du wahrscheinlich nicht aus Österreich. Denn nur bei uns in Österreich heißen sie so, die Eierfrüchte, oder eben Auberginen. Mit Eiern haben sie nur insofern zu tun, als dass die kleineren, oft asiatischen Varietäten von der Form und der Farbe her an Eier erinnern. Vielleicht hat sich dadurch der alte Name Eierfrucht oder Eierpflanze geprägt. Im Englischen heißt sie heute noch Eggplant.
Bei uns am bekanntesten ist jedoch die in etwa 20 cm lange, längliche, dunkelviolett bis schwarz glänzende Frucht, die botanisch eine Beere ist. Daneben gibt es wie gesagt, eine kleinere, eiförmige und cremefarbene Varietät und violett-weiß gespränkelte Formen, die länglich, eiförmig oder birnenförmig sein können. Das Fruchtfleisch der Melanzani ist weiß bis cremefarben und enthält die beigen bis hellbraunen, manchmal dunkelbraunen Samen. Man kann sie kaum im Querschnitt erkennen.
Im übrigen erkennt man die Frische der Früchte am Glanz. Je älter eine Melanzani ist, umso weniger glänzt sie und wird eher stumpf und braun. Solche Früchte solltest Du dann nicht mehr kaufen.
Die inneren Werte einer Melanzani
Melanzani ist ein raffiniertes Gemüse für's Abnehmen, denn sie besteht in erster Linie aus Wasser. Mit knapp 93 % Wasser und ca. 2 bis 3 % Ballaststoffen, ca. 3 % Kohlenhydraten und 1 % Eiweiß schlägt sie sich kalorientechnisch mit 19,7 kcal pro 100 Gramm Melanzani nicht wirklich zu Buche. Bei den Mineralstoffe und Vitaminen sind in erster Linie Kalium und Folsäure zu nennen. Hier hat sie ganz passable Mengen. Ansonsten, wie gesagt, satt machendes Wasser.
Wie alle Nachtschattengewächse enthält die Melanzani Solanin, ein giftiges Alkaloid, weshalb Du Melanzani nie roh essen solltest. Solanin geht beim Kochen ins Kochwasser über bzw. wird beim Garprozeß teilweise zerstört.
Außerdem enthält die Melanzani ein weiteres Alkaloid, welches auch in den Blättern der Tabakpflanze vorkommt: Nikotin, ein Nervengift, welches in geringen Mengen enthalten sein kann. Die Mengen sind allerdings unbedenklich. Da gab es mal ein Gerücht, dass die Melanzani die höchsten Nikotingehalte nach der Tabakpflanze hätte. Das war aber - wir kennen das schon vom Spinat und seinen Mythen - ein Fehler in einer Analyse.
Was sagt die TCM?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Melanzani dem Element Erde zugerechnet, denn sie hat einen süßen Geschmack. Da sie fallweise durch ihre Bitterstoffe auch bitter schmeckt, findest Du sie in manchen Zuordnungen auch beim Feuerelement. Ich ordne sie in jedem Fall dem Erdelement zu, denn sie hat einen besonderen Bezug zu den Organen Milz und Magen. Daneben hat sie auch einen Bezug zum Funktionskreis Dickdarm.
Sie zählt zu den kalten Gemüsesorten, lindert Hitzesymptome und nährt die Körpersäfte. Gerade in der heißen Jahreszeit, wenn einem die Sommerhitze zu schaffen macht, kann ein Gericht mit Melanzani die kühlende Linderung verschaffen. Für die therapeutischen Anwendung ist sie außerordentlich interessant, da sie in der Lage ist, bis in die Blutschicht zu kühlen. Daher ist sie auch mit besonderer Vorsicht zu genießen, denn das kann schon ordentlich Kälte in den Körper bringen.
Therapeutisch wird sie bei Hautrötungen und Hautunreinheiten mit Rötungen und Schwellungen eingesetzt und wirkt unterstützend bei Neigung zu Geschwüren an Haut, Magen oder Darm. Außerdem wird sie bei Blut-Stagnation, wie sie beispielsweise bei einer Endometriose der Fall sein kann, eingesetzt. Nicht geeignet ist die Melanzani, wenn Dir eher kalt ist, auch wenn andere kurzärmelig herumlaufen und Du starke Kältegefühlen hast. Weicher Stuhl oder Durchfall sind ebenfalls Kontraindikationen.
Melanzani in der Küche
Wie schon erwähnt sollten die meisten Melanzani-Sorten nicht roh verzehrt werden. Es gibt ein paar einzelne asiatische Arten, die könnten gegebenenfalls roh gegessen werden, weil sie kaum giftige Alkaloide haben. Die bei uns erhältlichen Sorten gehören jedoch alle gekocht, gedünstet oder gebraten.
Wenn ich eine Melanzani in der Gemüsekiste habe und nicht besonderes damit mache, dann schneide ich sie oft einfach nur in Stücke und brate sie gemeinsam mit Zucchini, Paprika und Tomaten zu einer Art Ratatouille-Gemüse mit vielen frischen Kräutern an. Das ist eine schnell zubereitete Beilage zu kurz gebratenem Fleisch oder auch einfach zu Polenta.
Die orientalische und mediterrane Küche
Die Klassiker der orientalischen, türkischen und mediterrane Küche sind
- Baba Ghanoush, eine Paste aus gebratenen Melanzani mit Sesammus, die gerne als Beilage oder als Vorspeise mit Weißbrot serviert wird
- Griechisches Moussaka, ein Auflauf aus Erdäpfeln, Melanzani und faschiertem Lammfleisch und
- Imam bayildi, mit Gemüse oder Faschiertem gefüllte und gebratene Melanzani aus der Türkei, welche der Sage nach den Imam (also den Vorbeter) beim ersten Verkosten in Ohnmacht fallen lies, ob des köstlichen Geschmacks.
Ich hab vor einiger Zeit mal einen Orientalischen Hühner-Melanzani-Eintopf gezaubert, der an diese obigen Gerichte erinnert.
Melanzani bei uns
Einflüsse der türkischen, orientalischen und mediterranen Küche haben auch bei uns nicht Halt gemacht und so ist es nicht verwunderlich, dass die Melanzani auch in unseren Gerichten Einzug hält. Vor allem in Kombination mit Zucchini wird sie häufig verwendet. Sie harmoniert besonders gut mit anderen Nachtschattengewächsen, eben mit Kartoffeln, Paprika und Tomaten.
Da die Melanzani eher fad im Eigengeschmack ist, sind der Fantasie und dem Einsatz keine Grenzen gesetzt. Sie verträgt kräftige Gewürze und Kräuter wie Rosmarin, Majoran und Knoblauch, lässt sich aber auch gut mit Käse und Milchprodukten kombinieren. Für die Säurekomponente in der Speise kann Zitrone oder auch Balsamico-Essig sorgen.
Viel Spaß beim Experimentieren!
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Was sind Deine Lieblingsrezepte mit Melanzani?
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