25. Mai 2022

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Salz: Die unterschätzte Gefahr für das Immunsystem?

By Susanne Lindenthal

Mai 25, 2022

Immunsystem, Nährstoffe

Ein hoher Salzkonsum kann für den Blutdruck schädlich sein. Das ist mittlerweile hinlänglich bekannt. In den letzten Jahren häuft sich jedoch der Verdacht, dass zu viel Kochsalz auch unserem Immunsystem schaden könnte. 

Wenn Du Dich schon immer gefragt hast, wie Salz die Verdauung und das Immunsystem beeinflusst, bist Du hier genau richtig. In diesem Artikel werden wir uns genauer damit beschäftigen und herausfinden, ob Salz tatsächlich schlecht für die Verdauung und in weiterer Folge für das Immunsystem ist. Und zum Schluss gebe ich Dir auch noch 4 einfache Tipps mit, wie Du Dein Immunsystem unterstützen kannst. 

Was ist Salz und warum ist es schädlich?

Unser Kochsalz besteht aus Natrium und Chlorid, abgekürzt und chemisch geschrieben NaCl. Es ist ein wesentlicher Nährstoff für den menschlichen Körper, aber zu viel Salz kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Wie sich Salz genau verhält, wofür wir es benötigen und was es genau in unserem Körper macht, habe ich bereits in meinem Artikel Wieviel Salz ist gesund? genauer erörtert. Darauf möchte ich ich diesem Artikel als nicht mehr im Detail eingehen. 

Heute möchte ich Dir aufzeigen, was Salz mit unserem Verdauungssystem und mit unserem Immunsystem machen kann.

Wie wirkt sich Salz auf das Verdauungssystem aus?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen Verdauungsprobleme haben. Oftmals ist es eine Kombination aus Lebensmitteln, die nicht vertragen werden, häufig ist es Stress. Und noch viel öfter ist es eine Kombination aus mehreren Dingen. Und auch zu viel Salz kann die Verdauung durcheinander bringen.

Zu viel Salz kann zu einem Anstieg des Blutdrucks führen und auch zu einer Dehydrierung des Körpers. Vielleicht hast Du das ja schon mal beobachtet, dass Du nach dem Pizza-Essen (oder einer ähnlichen sehr salzhaltigen Speise) einen unbeschreiblichen Durst bekommst? Salz entzieht dem Körper Wasser und Dein Körper verlangt regelrecht danach, dieses wieder aufzufüllen. 

Darüber hinaus kann es zu einer übermäßigen Ausschüttung von Magensäure führen, was wiederum zu einer Entzündung der Magenschleimhaut führen kann.

In den letzten Jahren häufen sich Studienergebnisse, die belegen, dass ein zu hoher Salzkonsum unser Darm-Mikrobiom maßgeblich beeinflussen kann. In Studien an Mäusen konnte nachgewiesen werden, dass die Milchsäurebakterien - die sogenannten Laktobazillen - durch einen überhöhten Salzkonsum deutlich dezimiert wurden.

Die Darm- und die Vaginalflora - was haben sie gemeinsam? 

Laktobazillen machen einen erheblichen Anteil in unserer Darmflora aus und erfüllen dort wichtige Funktionen. Sie wandeln Zucker in Milchsäure um und wir haben diese Bakterien nicht nur im Darm, sondern auch auf der Haut und bei Frauen in der Vagina. Spannend ist, dass sich die Bakterien vom Darm in die Vagina einwandern. Laktobazillen sorgen dort für das saure Milieu der Vaginalflora und verhindern dadurch das Ansiedeln pathogener Keime. Verändert sich durch die Ernährung die Mikroflora im Darm, kann sich dadurch auch die Vaginalflora verändern und dort zu Problemen führen. 

Die Darmflora und das Immunsystem

Unser Immunsystem sitzt im Darm - zumindest 80 % davon. Die Zellen der Darmwand - die sogenannten Epithelzellen - sind maßgeblich an unserer Immunabwehr beteiligt. Und unser Darm-Mikrobiom ebenso. Unsere Mitbewohner im Darm sorgen dafür, dass sich pathogenen Mikroorganismen, also solche, die uns krank machen würden, nicht überdimensional vermehren. Die Darmbakterien bilden gemeinsam mit den Darmzellen und dem Mucus (der Schleimschicht, die die Darmzellen bilden) eine mechanische Barriere gegen pathogene Keime. 

Außerdem durchzieht das lymphatische System den gesamten Darm. Diese Lymphgefäße sind durch zentral liegende Lymphknoten miteinander verbunden. Das Lymphsystem kann direkt an Ort und Stelle Mikroben und infizierte Zellen ausschalten und trägt damit auch noch wesentlich zur Immunabwehr bei. Du siehst, wir haben in unserem Darm einen fein abgestimmten Mechanismus, an dem viele Zellen aber auch unsere Mitbewohner im Darm beteiligt sind. Wird an den unterschiedlichen Zahnrädern gedreht und geschraubt, kann das so einiges durcheinander würfeln. 

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Wie wirkt sich Salz auf das Immunsystem aus?

Wenn Laktobazillen im Darm weniger werden, kann das also massive Auswirkungen auf das Immunsystem haben. Denn was die Forscher bei oben erwähnter Studie ebenfalls beobachten konnten, war, dass mit dem Rückgang der Laktobazillen sowohl der Blutdruck als auch die Konzentration bestimmter Immunzellen (TH17-Helferzellen) im Blut anstieg. Die Forscher haben den Mäusen dann zusätzlich zur erhöhten Salzmenge Laktobazillen verfüttert, mit dem Ergebnis, dass die Immunzellen wieder zurückgingen und auch der Blutdruck sich normalisierte. 

Damit konnte ein direkter Zusammenhang eines erhöhten Salzkonsums sowohl auf das Darm-Mikrobiom als auch auf das Immunsystem nachgewiesen werden. Inwieweit solche Studien eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind, ist natürlich immer fraglich. Allerdings schadet es nicht, mit dem Salzkonsum etwas vorsichtiger umzugehen. 

Zellen müssen "atmen"

Mittlerweile gibt es weitere Studien, die einen direkten Zusammenhang von zu viel Salz und dem Immunsystem sehen. Forscher haben nämlich den Stoffwechsel von Immunzellen direkt untersucht und dabei festgestellt, dass durch eine erhöhte Salzkonzentration die Atmungskette in den Zellen unterbrochen wird. 

Dazu musst Du wissen, dass jede Zelle in unserem Körper "atmet". Das heißt nichts anderes, als dass sie Energie produziert. Wichtigstes Energiesubstrat - Du wirst es schon vermuten - ist Glucose. Daraus beziehen unsere Zellen die Energie, die sie für ihre Arbeit brauchen. 

Durch einen erhöhten Salzkonsum werden die Kraftwerke in unseren Zellen, die sogenannten Mitochondrien, geschwächt. Dadurch verbrauchen die Zellen weniger Sauerstoff und produzieren auch weniger Energie. Diese Wirkung zeigte sich schon nach sehr kurzer Zeit und auch bereits bei ganz kurzfristig erhöhter Salzzufuhr. Wenn Du also eine Pizza isst, deren Salzgehalt in der Regel weit über den Empfehlungen liegt, können die Immunzellen bereits massiv darunter leiden.

Ist dieser Zellmechanismus langfristig gestört, dann könnte das entzündliche Erkrankungen an Gefäßen oder an Gelenken hervorrufen und Autoimmunerkrankungen könnten davon möglicherweise begünstigt werden. 

Wie kannst Du Dein Immunsystem unterstützen?

Das Immunsystem ist eine sehr komplexe Geschichte und die Verdauung ebenso. Wenn wir uns die Geschichte in Bezug auf den Salzgehalt in Deinen Speisen ansehen, dann solltest Du darauf achten, den Salzgehalt so gering wir möglich zu halten. 

In meinem Artikel Wieviel Salz ist gesund? habe ich bereits davon gesprochen, dass ca. 70 bis 80 % des Kochsalzes über versteckte Quellen aufgenommen werden. Daher sollten wir gerade da, wo wir es selbst beeinflussen können darauf achten, dass wir Salz nur mit Maß und Ziel einsetzen. 

Einer meiner Lieblingstipps dafür ist:

Salze Deine Speise erst zum Schluss! 

Salz löst sich in seine Bestandteile, in Natrium- und Chlorid-Ionen auf und schmeckt dann nicht mehr ganz so salzig, vor allem in lang gekochten Speisen. Salzt Du erst gegen Ende der Garzeit, dann brauchst Du wesentlich weniger von dem weißen Kristall. 

Vermeide Fertigprodukte

Salz wirkt wie ein natürlicher Geschmacksverstärker und macht Speisen dadurch geschmacklich besser, intensiver und genussvoller. Außerdem ist Salz heute ein sehr billiger Rohstoff für die Industrie. Naturgemäß haben demnach Fertigprodukte sehr hohe Salzgehalte. Setze sie also möglichst sparsam ein und koche lieber frisch. Da kannst Du selbst bestimmen, wie viel Salz in Dein Essen kommt. 

Verfeinere mit Kräutern und Gewürze

Die Natur bietet uns eine schier unzählbare Vielfalt an frischen Kräutern und Gewürzen. Spiele damit ein bisschen herum, entdecken neue Geschmacksnuancen durch die Kombination unterschiedlichster Kräuter und entdecke auch neue Gewürze aus anderen Ländern. Das bereichert nicht nur Deine Küche und Deine Geschmackswelt, sondern hilft auch unserem Verdauungssystem. Denn viele Gewürze und Kräuter haben eine verdauungsfördernde Wirkung und oftmals brauchst Du dann viel weniger Salz.

Ballaststoffe sind Futter für die Darmbakterien

Bereichere Deine Mahlzeiten mit Vollkornprodukten und ausreichend Gemüse. Diese liefern uns Ballaststoffe, also für uns unverdauliche Nahrungsbestandteile. Damit fütterst Du aber Dein Darm-Mikrobiom. Denn das, was wir nicht verdauen können, das verwerten unsere Bakterien-Mitbewohner. Geht es den Darmbakterien gut, geht es auch unserem Immunsystem gut. 

Ich hoffe, diese 4 einfachen und leicht umsetzbaren Tipps helfen Dir gleich, Deinen Salzkonsum etwas zu reduzieren, zum Wohle Deines Immunsystems. 

Mehr Artikel zum Thema Ernährung und Verdauung findest Du übrigens auf der gleichnamigen Übersichtsseite.  

Schreib mir doch!


Wußtest Du, dass die Salz-Menge einen Einfluss auf Dein Immunsystem und auf die Verdauung hat? Schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar ob Du so etwas schon bei Dir selbst beobachten konntest?

Zusammenfassung für Schnell-Leser 😉 
Lesezeit 1 Minute

Zu hohe Kochsalzmengen im Essen sind in der Lage nicht nur für hohen Blutdruck zu sorgen, sondern können maßgeblich die Verdauung und das Immunsystem beeinflussen. 

Studien belegen, dass die Anzahl der Milchsäurebakterien (Laktobazillen) in der Darmflora abnehmen. Das hat zahlreiche Auswirkungen: 

Milchsäurebakterien zählen zu den "guten" Darmbakterien, die mit den "bösen", den krankmachenden, konkurrieren. Sind weniger der "guten" Darmbakterien in Deinem Darm, dann haben die "bösen" ein Heimspiel. 

Bei uns Frauen machen Laktobazillen einen großen Anteil an der Vaginalflora aus. Ist die Darmflora gestört, kann das auch auf die Vaginalflora einen Einfluss haben. 

Neuere Studien zeigen außerdem auf, dass der Salzkonsum einen unmittelbaren Einfluss auf den Zellstoffwechsel von Immunzellen hat. Sie produzieren weniger Energie und sind daher weniger effizient. Das könnte Enzündungen fördern. 

4 Tipps, wie Du Dein Immunsystem mit Deinem Salzkonsum unterstützen kannst

  • Salze Deine Speise erst zum Schluss! 
  • Vermeide Fertigprodukte
  • Verfeinere mit Kräutern und Gewürze
  • Iss ausreichend Ballaststoffe, denn diese füttern Deine Darmbakterien

Susanne Lindenthal

ÜBER DIE AUTORIN

Mein Name ist Susanne Lindenthal und ich bin Deine Expertin in Sachen Verdauung. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen bin ich mit Leib und Seele Ernährungswissenschafterin, zum anderen bin ich der Traditionellen Chinesischen Medizin verfallen. In meinen Beratungen verbinde ich diese scheinbar konträren Welten und verhelfe Dir damit zu einem besseren Bauchgefühl.

  • Das Essen erst ganz zum Schluss zu salzen klingt nach einer guten Idee. Allerdings können die Speisen das Salz dann nicht optimal aufnehmen und man würde dann eventuell am Tisch nachsalzen.
    Besser ist es, von vornherein weniger zu salzen und auf Fertig- und Convenience-Produkte zu verzichten.
    LG
    Sabiene

    • Liebe Sabiene,
      da hast Du natürlich Recht, bei manchen Speisen hat das Salzen vorher durchaus auch seine Daseinsberechtigung. Bei Nudeln salzt man das Kochwasser u.a. auch deshalb, damit die Nudeln ihren Geschmack nicht ans Kochwasser verlieren. Das hängt mit der Osmose und der Ionenkonzentration zusammen, die sonst im Wasser ohne Salz niedriger wäre. Die Nudeln würden dann fad schmecken. Bei anderen Gerichten geht das aber durchaus, dass man erst zum Schluss salzt. Und klar, auf Fertigprodukte zu verzichten ist die optimale Lösung, die ich immer bevorzuge. Allerdings lässt sich das bei manchen im stressigen Alltag halt nicht immer durchhalten. Und das berücksichtige ich in meinen Beratungen auch immer. Denn jegliche Ernährungsintervention muss in erster Linie umsetzbar und praktikabel sein.
      LG Susanne

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