Das was wir Österreicher Fisolen oder auf kärntnerisch liebevoll „Strankalan“ nennen, ist bei unseren deutschen Nachbarn nichts Anderes als die Grüne Bohne oder Gartenbohne [Phaseolus vulgaris]. Je nach Wuchsart wird sie auch Buschbohne oder Stangenbohne bezeichnet und zählt zur Familie der Hülsenfrüchte [Fabaceae].
Botanisch gesehen
Fisolen sind einjährige Kletterpflanzen und wachsen je nach Varietät als Buschbohne, die nur bis gut einen halben Meter hoch wird, oder windet sich als Stangenbohne an entsprechenden Bohnenstangen bis zu vier Meter nach oben. Das berühmte englische Märchen „Hans und die Bohnenranke“ handelt von genau einer solchen Stangenbohne, die sich allerdings bis in den Himmel rankt und in ein verzaubertes Land der Riesen führt. Wer das Märchen nachlesen möchte, findet es hier. Spannend finde ich, dass sich diese Bohne immer links windet, also von oben gesehen gegen den Uhrzeigersinn. Wer sie im Garten hat, sollte gleich mal nachschauen. Bekannt sind naturgemäß, so auch der Name, die grünen Sorten. Es gibt allerdings auch Varietäten in gelb.
Wie alle Bohnen sind auch die Früchte der Gartenbohne Hülsen, die die Samen beinhalten. Bei den Fisolen essen wir die noch unreifen Hülsen als Gemüse. Wenn die Hülsen einmal reif sind, sind sie ungenießbar. Dann können nur mehr die Samen verwendet werden. Ein kurzer Ausflug in die Botanik: Hülsen sind sogenannten Öffnungs- oder Streufrüchte und bestehen aus nur einem Fruchtblatt (Karpell), welches sich an Bauch- und Rückennaht öffnet. Im Vergleich dazu ist die Schote aus zwei verwachsenen Fruchtblättern (Karpellen) aufgebaut, die sich zwar auch 2-klappig öffnet, wie die Hülse, allerdings durch eine durchsichtige (falsche) Scheidewand unterschieden wird, an der die Samen sitzen. Schoten haben beispielsweise alle Kreuzblütler [Brassicaceae], das sind die Kohlgemüse und auch der Senf. Schoten sind niemals im Handel erhältlich, auch wenn fälschlicherweise oft von Paprikaschoten oder Vanilleschote die Rede ist. Und wenn wir schon die Vanille ansprechen, die ist eine Kapsel. Eine Kapsel besteht aus mehreren verwachsenen Fruchtblättern, die unterschiedliche Öffnungsmechanismen haben. Diese sind meist trocken, seltener fleischig, so wie bei der Vanille. Eine bekannte Porenkapsel – sie streut die Samen über Poren aus – hat der Schlafmohn.
Die inneren Werte
Zurück zu den Bohnen. Wie alle Bohnen enthalten auch die Fisolen das Lektin Phaseolin, ein giftiges Glykoprotein, das allerdings durch Erhitzen über 70 °C zerstört wird. Daher müssen Fisolen vor dem Verzehr immer gekocht und sollten nicht roh genossen werden. Die Samen haben einen sehr hohen Proteingehalt (21 bis 23 %), weshalb sie in ihrer ursprünglichen Heimat Südamerika als eiweißlieferndes Grundnahrungsmittel gehandelt wurden. Neben den vielen essentiellen Aminosäuren, aus denen die Proteine der Bohne aufgebaut sind, haben diese einen hohen Kohlenhydratanteil (35 %), der allerdings teilweise in Oligosacchariden vorliegt, die vom Menschen nur bedingt abbaubar sind. Das übernehmen die Darmbakterien im Dickdarm und das kann zu den so oft zitierten Blähungen führen. Linderung verschafft hier das Einweichen der Bohnen und das Verwerfen der Einweichflüssigkeit. Fisolen brauchen vor dem Kochen nicht eingeweicht zu werden, da diese ja noch unreif sind und weniger dieser Zuckermoleküle enthalten. Neben Eiweiß, Kohlenhydraten und dem ebenso hohen Ballaststoffanteil (23 %) enthalten Bohnen nennenswerte Mengen Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen und die Vitamine B2, B6, C, E, ß-Carotin und Folsäure und sind daher gesamt gesehen ein sehr nährstoffreiches Gemüse, weshalb sie aus meiner Sicht beinahe schon den Namen Superfood verdienen.
Was sagt die TCM dazu
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Fisole dem Element Erde zugeordnet und ist thermisch neutral. Sie hat einen besonderen Bezug zu den Funktionskreisen Milz und Niere. Sie nährt das Qi der Milz und ist in der Lage, Feuchtigkeit auszuleiten. Daher kann sie gut bei Schwäche in der Mitte eingesetzt werden.
Verwendung
Zur leichteren Verdaulichkeit und für die Bekömmlichkeit sollte sie immer mit Bohnenkraut, Thymian oder ähnlichen karminativen, also verdauungsförderndern Kräutern gekocht werden. Fisolen eignen sich gut für Eintöpfe, Suppen aber auch für gekochte Salate. Wie gesagt, roh sollten sie nicht verzehrt werden, daher auch für einen Salat immer vorher kochen. Typisch als Beilage zu gebratenem Fleisch, Steak und Wild sind die in Speck eingewickelten Fisolen. Dazu die gekochten Fisolen zu Bündeln zusammenfassen und mit gebratenem Speck umwickeln. Noch einmal kurz in die Pfanne in Butter rundherum anbraten und servieren. Viel Spaß beim Nachkochen!
Literatur- und Quellennachweis:
BLARER ZALOKAR, U., BLARER, P. (2010), Praxisbuch Westliche Kräuter und Chinesische Medizin, Schiedlberg, Bacopa Verlag.