Botanisch gesehen
Die Preiselbeere [Vaccinium vitis-idaea] ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung in Eurasien und Nordamerika unter einer Vielzahl an Namen bekannt. Je nach Region heißt sie Grantelbeere, Kronsbeere, Moosbeere, Granggn, Bickelbeere, Breinsschnetzen, Budlergreifeln, rote Bulgrafen, Duttenbeere, Fuchsbeere, Grandeelbeere, Graubeere, Gruse, Gichtbeinchen, Kadelbeere, Kastenbeere, Klosterbeere, Kluderbeere, Speckbeere, Sprießelbeere, Steinbeere, Sauerbeere und rote Welpen.
Mittlerweile wird die Preiselbeere gerne von ihrer Verwandten, der Cranberry [Vaccinium macrocarpon] verdrängt. Bei dieser Frucht handelt es sich nicht um die kleinfrüchtige Preiselbeere, die bei uns heimisch ist, sondern um eine großfrüchtige amerikanische Moosbeere, die irrtümlicherweise oft als „Kulturpreiselbeere“ bezeichnet wird.
Die Preiselbeere ist ein mehrjähriges Heidekrautgewächs [Ericaceae] und zählt zur Gattung der Heidelbeeren [Vaccinium]. Der immergrüne, kompakte, aufrechte bis kriechende Zwergstrauch benötigt sauren Boden und Halbschatten. Daher findet man ihn auch in höheren Lagen in Hochmooren, Nadelwäldern und Heidelandschaften. Die rötlich weiß gefärbten Blüten sind in einer endständigen Blütentraube angeordnet und blühen in den Monaten Mai und Juni. Die Erntezeit der Früchte beginnt je nach Höhenlage im Juli und kann sich bis in den Oktober ausdehnen. Neben den Früchten werden auch die Blätter gesammelt und verwendet.
Die inneren Werte
Die leuchtend rote Farbe der Beeren ist auf den hohen Gehalt an Anthocyanen zurückzuführen. Anthocyane sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe und zählen zu den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Für die Pflanze sollen sie durch die auffällige Farbe Tiere anlocken, die so zur weiteren Verbreitung der Pflanze beitragen. Außerdem sollen sie freie Radikale im Pflanzensaft binden, die bei oxidativem Stress in der Pflanze entstehen. Diese Eigenschaft macht Anthocyane auch im menschlichen Körper zu Fängern freier Radikale und somit zu antioxidativen Substanzen.
Daneben enthalten Preiselbeeren nennenswerte Mengen Vitamin C, B1, B2, B3 und Carotinoide. An Mineralstoffen sind sie reich an Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen.
Ihren herb-sauren Geschmack hat die Preiselbeere von den Gerbstoffen sowie dem hohen Gehalt an Fruchtsäuren. Außerdem enthält sie Arbutin, ein Hydrochinon, welches eine antibakterielle Wirkung hat.
Als Hausmittel gegen Blasenentzündungen ist die rote Beere ja schon lange bekannt. Das enthaltene Arbutin sowie weitere Inhaltsstoffe in der Preiselbeere verhindern, dass sich die Bakterien in der Blasenwand sowie in den Harnwegen festsetzen und können so durch viel trinken ausgeschwemmt werden. Diese Wirkung ist mittlerweile durch viele Studien belegt. Arbutin ist auch in den Blättern enthalten, weshalb auch ein Tee aus den Blättern bei Harnwegsinfekten eingesetzt werden kann.
Neben der antibakteriellen Wirkung haben Preiselbeeren eine desinfizierende, adstringierende, harntreibende und nervenberuhigende Wirkung.
Was sagt die TCM dazu
In der Traditionellen Chinesischen Medizin zählt die Preiselbeere aufgrund ihres sauren und adstringierenden Geschmacks zum Element Holz. Sie ist thermisch kühl und hat einen besonderen Bezug zu Blase und Niere. Therapeutisch wird sie auch in der 5 Elemente Ernährung bei Blasen- und Nierenbeckenenzündungen aber auch bei Durchfall eingesetzt.
Verwendung
In der Küche werden Preiselbeeren aufgrund ihres hohen Pektingehalts meist zu Kompotten, Marmeladen, Gelees oder zu Preiselbeersaft eingekocht. Frisch schmecken die Beeren sehr sauer und werden so kaum verwendet. Cranbeeries findet man häufig getrocknet, allerdings ist hier meist Zucker zugesetzt.
Traditionell reicht man Preiselbeermarmelade zu Wildgerichten, aber auch das typisch österreichische Wiener Schnitzel kommt in guten Häusern kaum ohne die Preiselbeeren aus der Küche. In Leberpasteten sind sie eine erfrischende Ergänzung und zu Käse ist die Beere ein angenehmer Begleiter. Eine beliebte landestypische Nachspeise in Finnland ist ein geschlagener Preiselbeerpudding mit Schlagobers. Und für mich ist sie zwingend notwendig im kürzlich veröffentlichen Gericht der Weinäpfel, welches ist traditionell zum weihnachtlichen Truthahn serviere.