18. November 2019

4 Kommentare

Vogerlsalat, ein Vitaminspender im Winter

By Susanne Lindenthal

November 18, 2019

Sommergemüse

Wenn wir jetzt im November in die Gemüseabteilung der Supermärkte schauen, ​finden wir bei den Salaten ​frischen jungen Spinat und Vogerlsalat, oder auch Feldsalat genannt. Frisches Grün ist gerade jetzt, wenn es draußen düster wird, eine gute Möglichkeit, die Stimmung aufzuhellen. Und gerade Vogerlsalat zählt zu den gesündesten Sorten unter den Salaten. ​Unsere deutschen Nachbarn nennen ihn liebevoll "Rapunzel", was mich immer an ​die Aussage im Märchen "Rapunzel, lass Dein Haar herunter" erinnert. 

Woher hat der Vogerlsalat seinen Namen?

​Doch woher kommt der Name? Das Mädchen mit dem Namen Rapunzel wurde so genannt, weil die Mutter in der Schwangerschaft einen Heißhunger auf die in Nachbars Garten wachsenden Rapunzeln entwickelte. Ob damit wirklich der Vogerlsalat gemeint war, scheiden sich die Geister. Botanisch gibt es mehrere Pflanzen, auf die der Name Rapunzel zutreffend scheint. Zum einen ist es der kultivierte Feldsalat (Valerianella locusta), zum anderen wurde die Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) bereits im 16. Jahrhundert als Gartennutzpflanze kultiviert, hauptsächlich allerdings wegen der besonders schönen lila Blüten.

Es wurden aber auch Teufelskrallen (Phyteuma) aus der Familie der Glockenblumen als Wildgemüse verwendet. Diese werden aufgrund ihrer rübenförmigen Wurzeln Rapunzeln genannt (lat. rabunculus = Rübchen). Feldsalat, der zur Unterfamilie der Baldriangewächse zählt, stammt aus dem Mittelmeerraum und wurde erst im 17. Jahrhundert in unseren Gärten angebaut. Somit deutet alles darauf hin, dass im Märchen mit den Rapunzeln eher die Teufelskralle gemeint war. Einem Missverständnis also verdankt unser Vogerlsalat seinen Namen Rapunzel.

20191118-Vogerlsalat auf schwarzem Brett

Bis ins 18. Jahrhundert wurde der Salat vorwiegend wild geerntet. Er ist sehr anspruchslos und wuchs vor allem als „Ackerunkraut“. Da er vorwiegend zwischen Oktober und Mai, in einer eher nährstoffärmeren Zeit wild gewachsen ist, war er in den Wintermonaten ein wichtiger Vitaminspender. Mit Einführung der Unkrautvernichtungsmittel ist der wildwachsende Feldsalat verschwunden. Seit diesem Zeitpunkt wird er kultiviert angebaut. Neben Vogerlsalat, Rapunzel und Feldsalat trägt er noch die Namen Mäuseöhrchen, Nüssli- und Ackersalat und ist in ganz Europa verbreitet. Die Blätter sind spatelförmig und stehen in einer Rosette zusammen. 

Geerntet wird der Salat, in dem er knapp über der Erde abschnitten wird, sodass die typischen Rosetten erhalten bleiben. Vogerlsalat ist sehr empfindlich und kann nur ein paar Tage im Gemüsefach des Kühlschrankes gelagert werden. Vor dem Verzehr sollte er gründlich gewaschen werden, da er oft sehr sandig ist.

​Vogerlsalat und seine inneren Werte

Der äußerst kalorienarme Salat - 100 g Vogerlsalat haben nur 18,3 Kilokalorien - überrascht vor allem mit seinen vielen Inhaltsstoffen. So enthält Vogerlsalat deutlich mehr Vitamin C als unser Kopfsalat und kann auch noch mit nennenswerten Mengen an Beta-Carotin, Folsäure, Eisen, Phosphat, Magnesium, Calcium und Kalium punkten.

Gerade bei Folsäure deckst Du mit 200 g Vogerlsalat schon beinahe Deinen Tagesbedarf dieses Vitamins. 100 g Vogerlsalat enthalten 145 µg Folsäure ​(Tagesbedarf bei Erwachsenen: 300 µg). ​

Sein ätherisches Öl verleiht ihm den nussigen Geschmack, der an Haselnüsse erinnert.

Vogerlsalat mit roter Zwiebel im Hintergrund

Was sagt die TCM dazu?

In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Feldsalat laut der gängigen Literatur dem Element Feuer zugeordnet, kann aber aufgrund des Organbezuges auch dem Holz bzw. dem Metallelement zugeordnet werden. Er hat einen süß-bitteren, leicht nussigen Geschmack und ist thermisch neutral bis kühl. Wie erwähnt hat er einen besonderen Bezug zu den Organen Leber, Herz und Dickdarm. ​Besonders anregend und nährend wirkt er auf das Leber-Blut und auf das Herz-Blut und kann daher bei Blutmangel und Sehschwäche therapeutisch eingesetzt werden. Was westlich mit den hohen Mineralstoffanteilen erklärt werden kann, erklärt die TCM mit seiner energetischen Wirkung. Er wirkt verdauungsfördernd und leicht abführend und wird auch gerne bei Verstopfung eingesetzt.

Vogerlsalat mit Kartoffeln im Hintergrund

Vogerlsalat in der Küche

In der Küche hat bei uns der Vogerlsalat Tradition zu Weihnachten als Beilage zum Fisch am 24. Dezember. Hier wird er meist als Erdäpfel-Vogerlsalat serviert, ​in manchen Regionen noch mit etwas Kernöl ​aufgepeppt. Dieses harmoniert besonders gut mit dem nussigen Geschmack des Salates. Als Salat ergänzt er jeden anderen Blattsalat und kann zum Aromatisieren von Blattsalaten gut eingesetzt werden. Aber auch als Solo-Salat schmeckt er hervorragend zu Fisch-, Geflügel- und Fleischspeisen. Eine besondere Komposition ist die Kombination mit grünem Spargel.

In Zeiten der beliebten grünen Smoothies erhält der Vogerlsalat eine weitere kulinarische Anwendungsmöglichkeit und darf als Bestandteil dieser Kultgetränke seinen nussigen Geschmack entfalten.

Ich mag ihn am liebsten pur als Salat mit einem Schuß Kernöl. Wie magst Du den Vogerlsalat am liebsten?

Schreib mir doch!


​Was ist Deine Liebslingsvariante in der Zubereitung von Vogerlsalat?​ Schreib mir in einem E-Mail oder Kommentar, wie ​Du Vogerlsalat zubereitest?

Susanne Lindenthal

ÜBER DIE AUTORIN

Mein Name ist Susanne Lindenthal und ich bin Deine Expertin in Sachen Verdauung. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Zum einen bin ich mit Leib und Seele Ernährungswissenschafterin, zum anderen bin ich der Traditionellen Chinesischen Medizin verfallen. In meinen Beratungen verbinde ich diese scheinbar konträren Welten und verhelfe Dir damit zu einem besseren Bauchgefühl.

  • Liebe Susanne,

    ganz herzlichen Dank für Deine Informationen zum Vogerlsalat. Als Wienerin in Dortmund lebend, kenne ich natürlich schon den Ausdruck „Feldsalat“, aber die Bezeichnung „Rapunzel“ war mir noch nicht bekannt. Was für eine schöne Geschichte sich um diesen Salat „rankt“!

    Ich mag Vogerlsalat sehr, auch einfach „solo“ zubereitet – und ab jetzt, da ich weiß, wie (!) gesund er ist, werde ich ihn mit vermehrter Gaumenfreude genießen!

    Herzliche Grüße nach Niederösterreich!
    Marie

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
    >